..Gamla

Spitzgatter



Baujahr
Werft
Konstrukteur
LüA
Lwl
Breite
Tiefgang
Verdrängung
Segelfläche


1916
Kolbjörnsvik, Arendal
W. Schulze
9,5 m
8 m
2,3 m
1,4 m
5 t
31 qm

Um die Jahrhundertwende ärgerten sich viele Segler in Oslo darüber, dass ihren traditionellen Colin Archer-Typen die schlanken Hirsche aus England das weit über hängende Yachtheck zeigten. Spitzgatter wurden von der 1906 eingeführten R-Klassen-Vermessung benachteiligt. Wenn man schon nicht konkurrenzfähig sein konnte, so wollte man in Norwegen doch wenigstens mit Spitzgattern unter sich regattieren. 1913 gründete deshalb die Kongelige Norsk Seilforening (KNS) in Oslo ein Komitee. Dieses arbeitete die Vermessungsbestimmungen für drei Spitzgatterklassen mit 80qm (Segelzeichen J), 60 qm (Segelzeichen Q) und 40 qm (Segelzeichen V).
Die Details wurden im Jahrbuch 1914 der KNS veröffentlicht. Für die Q-Klasse war die maximale Wasserlinienlänge 7,70m, die Mindestbreite 2,30m, der mindeste Tiefgang 1,25m, der Mindestfreibord 0,60m und die maximale Segelfläche 60qm. Verdrängung und Konstruktion waren freigestellt, Wohnlichkeitsbestimmungen waren wie bei den R-Klassen. 60qm waren wohl etwas viel. 1920 wurde die maximale Segelfläche auf 50qm beschränkt. Seitdem wird die Klasse in Norwegen als "50 kvm Spidsgatter" geführt, auch nachdem die tatsächliche Segelfläche später weiter verringert wurde.


Das erste Boot der neuen Klasse, "Randi", war von dem damals in Oslo lebenden deutschen Graveur und Yachtkonstrukteur W. Schulze gezeichnet worden und wurde 1915 von der Kolbjörnsvik-Bootswerft auf der Insel Hisoy bei Arendal gebaut. 1916 kamen weitere vier Boote dieser Klasse hinzu, darunter "Dandy II", die jetzige "Gamla", ebenfalls eine Schulze-Konstruktion und auf der Kolbjörnsvik-Baatbyggeri gebaut (Baunummer 160). Der Eigner Ole Simonson aus Oslo holte damit 1916 bei sieben Regatten fünf erste Preise. Die Qer waren in den zwanziger Jahren eine beliebte Regattaklasse, bis 1923 wurden 25 Boote gebaut.
1919 wird als Eigner von "Dandy II" im Jahrbuch der Kongelige Norsk Sejlforening M. Sunstadt aus Oslo genannt, 1921 Reidar Kroog aus Oslo. 1920 wird erstmalig als Segelnummer Q 13 genannt (mit der Numerierung nahm man es damals nicht so genau).
1921 fand ein Namenswechsel statt: "Hello". Weitere Eigner waren 1931/32 R. Gundersen aus Oslo und für die Jahre 1933 bis 38 W. Knudsen aus Blommerholm. 1951 wechselte Q 13 noch einmal den Namen in "Heira II" und wurde bis 1959 von Sam Naalsund aus Holmenkollen gesegelt. Für die Nutzung als Tourenschiff war die Segelfläche inzwischen auf 36qm reduziert worden, den ursprünglich vorhandenen kurzen Bugspriet gab es nicht mehr auch der Baum ragte nicht mehr achtern über das Heck.


Regattaufnahme 1916: Gamla (Dandy II) ganz vorn, Randi an dritter Position

1958 verzeichnete das Jahrbuch der KNS außer Q 13 noch sechs weitere Boote der Q-Klasse: Q 2 "Sproyt", Q 4 "Mireille", Q 7 "Elin", Q 15 "Ulla", Q 22 "Wiro" und Q 26 "Sig". 1974 vermuteten Tore Thjomöe und Georg Jensen in einem Aufsatz "Det var en gang - 60 kvm spidsgatter - sejlmerke Q" (Sejlsport, Oslo, 1974/14, S. 25-26), dass inzwischen nun wohl alle Boote dieser Klasse abgewrackt seien, als Mitternacht-Brennmaterial gedient hätten oder am Meeresgrund lägen. Das stimmt aber nicht, denn Q 13 "Gamla" schwimmt noch. Zusammen mit seinem verstorbenen Freund Helmut Töbing kaufte Sebastian Gerlach das Schiff 1960 in Oslo für nkr. 9.750,- von Sam Naalsund, Direktor bei Oscar Aalborg Sjöassurance. Den Schiffsnamen änderten sie in "Gamla". 1960 bis 65 segelte "Gamla" unter dem Stander des Kieler Yacht Clubs, 1966 bis 83 beim Weser Yacht Club Bremerhaven, später bei der Wassersport-Vereinigung Mönkeberg. In den Jahren 1966 bis 69 und 1978 bis 81 erneuerte Bootsbauer Erich Witt aus Bremerhaven die Bodenwrangen, viele Spanten und Planken, Deck und Kajütseiten. 1966 wurde der 3,5 PS Frederikstadt-Motor gegen einen Volvo Penta MDI augetauscht. Der Mast wurde durch einen hoch getakelten etwas kürzeren ersetzt, die Backstage verschwanden.

Das Schiff ist heute also nicht mehr original. Aber es hat den Gerlachs treu gedient und auf den vielen Urlaubs- und Wochenendreisen so viel Meilen abgeritten, daß eine Erdumrundung dabei herauskommt (21600 sm). Einmal gab es auch noch einen Regattaerfolg. Bei der Seeregatta Kiel - Eckernförde 1961 holte "Gamla" sich den ersten Preis in der 6,5 KR-Gruppe, gegen die Konkurrenz der Marine- Boote, zwar mit Hilfe der damals noch günstigen Altersvergütung, aber dafür mit dem Handikap folgender Besatzung: ein Dackel, die damals einjährige Tochter Cornelia, zwei Frauen und die beiden Eigner.

Sebastian Gerlach, Prof. am Institut für Meereskunde in Kiel, verstarb 2010. Seitdem wird die Yacht auf Berliner Gewässern gesegelt.



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