..Melita

6mR-Yacht



Baujahr
Werft
Konstrukteur
LüA
Lwl
Breite
Tiefgang
Verdrängung


1910
Minn Wasserburg, Bodensee
Müller Lindau, Bodensee
9,10 m
6,00 m
1,72 m
1,25 m
2,4 t


Bauplan von 1909


1909 erteilte der russische Staatsrat Leopold König aus St. Peterburg einer in Wasserburg am Bodensee ansässigen Werft den Auftrag für eine 6mR Yacht. Leopold König hatte damals das Schloss Allwind bei Lindau als Sommersitz. Die 6mR-Yacht wurde am 17.07.1910 nach der Enkelin des Auftraggebers „Melita“ benannt. Im gleichen Winter wurde auf der Minn-Werft im Auftrag des Lindauer Segler Club auch die 8mR-Yacht „Allwind I“ gebaut.
Beide Yachten wurden von dem Lindauer Ingenieur Arnold Müller konstruiert, die Melita als Gaffelkutter ohne Klüverbaum. Kurz nach ihrem Stapellauf gewann sie den Bodensee-Pokal 1910. Außerdem nahm die Yacht an der Münchner Woche 1911 auf dem Ammersee teil. Wer diese Regatten mit ihr bestritt, ist nicht überliefert, Staatsrat König segelte sie nur selten.
1913 verstarb er, und seine Ehefrau schenkte die Melita an den Lindauer Segler Club.



Melita 1925

1913 bis 1960 war Melita ein Clubschiff. Nach dem 2. Weltkrieg beschlagnahmte die französische Marine 1946 mehrere Yachten vom Lindauer Segler Club, darunter auch die Melita.
Die „Ecole de Cadre“ war in Langenargen stationiert. Die von den Franzosen in Betrieb genommenen Boote wurden miserabel behandelt, und so ging die Melita 1947 wegen mangelnder Pflege im Hafen von Langenargen unter und lag dort, zum Teil unter einer Eisschicht, mehrere Monaten unter Wasser. 1948 wurde die Melita zurückgegeben. Natürlich kam sie erst in die Minn-Werft, wo die Takelage auf Hochtakelung mit einem neuen Mast umgebaut wurde. Das Deck wurde wie beim Audifax auf zwei Cockpits geändert.

Der 26. Juli 1953 war ein schwarzer Tag für die Melita und ihre Crew. Auf der Rückreise vom Alten Rhein wurde die Mannschaft von einem Gewittersturm überrascht. Bei dem nun hochgetakelten Rigg klemmte beim Reffen das Grossfall in der Mastnut und ging nur 1,5m herunter. Im Wetterwinkel, dessen Anfangsböen mit 9 – 10 Beaufort einfielen, wurde sie flachgelegt. Das offene Schiff sank wie ein Stein auf ungefähr 8 Meter Tiefe. Zwei Clubmitglieder ertranken dabei, die beiden Ehefrauen trugen Schwimmwesten und konnten gerettet werden. Die Melita lag an einer flachen Stelle, die Mastspitze und die Segelnummer ragten aus dem Wasser. Sie konnte später gehoben werden, hatte jedoch erhebliche Schäden. Auf die Clubmitglieder wirkte die Katastrophe wie ein Schock. Das Schiff wurde nur noch mit großer Vorsicht gesegelt. Die zwei offenen "Mannlöcher" waren zu gefährlich.


Melita 1955

1960 verkaufte der Lindauer Segler Club die Melita an das Mitglied Josef Graf. Herr Graf hat eine kleine Kajüte und ein Süllrand am Cockpit einbauen lassen. Damit war die Melita sicherer bei schlechtem Wetter.
1976 erwarb Karin Scheithe die Yacht von der Witwe Graf. Die Melita stand damals schon zwei Jahre im Trockenen, dementsprechend musste sie lang am Kran hängend gewässert werden. Karin hat zusammen mit einem Bootsbauer die Spanten verstärkt, die unteren Planken ausgewechselt und das Teakdeck montiert, das heute noch drauf ist. 1988 kauften wir zusammen einen ehemaligen Bauernhof bei Kempten, womit die Melita ihre eigene Hauswerft besitzt. Da das Boot eine der leichtesten 6mR-Yachten ist (2,4t), können wir sie selber trailern.

1995 wurden der Achtersteven, die Planken und Spanten im Heck sowie das Ruderblatt ausgewechselt. Melita dankte uns die Arbeit mit dem ersten Platz bei der Bodensee-Traditions-Woche. 2005 gab es einen technischen Zugang. Nach langer "motorloser" und im Sommer lähmender Seglerei wurde ein Elektromotor als Unterwassermotor 2,2kw mit Faltpropeller eingebaut.




Im Oktober 2007 begann das große Refit in der eigenen Hauswerft. Nach Entfernen der Kielbolzen wurde der Bleikiel (1,0t) mit dem Trailer unter dem Holzrumpf herausgefahren. So konnten das Totholz, der Vordersteven und alle Spanten im Vorschiff erneuert werden. Die Bodenstringer, das Mastfundament aus Eisen wurden durch Edelstahl ersetzt. Die Hälfte der Planken wurde erneuert. Im August 2008 startete die Melita in die verspätete Saison.


Melita nach dem Refit fertig zum Verladen

Nachdem ich doch einige Stunden in der Werft verbracht hatte, wollte ich eine Entschädigung, die sich 2009 durch eine Reise mit der Melita an den Genfer See ausdrücken sollte. Dort gab es viel Aufmerksamkeit für das Schiff - zweimal wurden wir von einem Motorboot verfolgt. Oldtimer unter deutscher Flagge sind dort recht selten ( siehe Bericht Yacht 15/2010).


Ankunft in Lausanne am Genfer See


Melita 2009 auf dem Genfer See

2010 besuchten wir mit ihr den Vierwaldstättersee. Der See ist recht interessant, jedes der vier Seeteile hat seinen eigenen Charakter.
Leider verhielt es sich bei dem Wetter nicht anders. Die Schweizer sagen, dass der Vierwaldstättersee der Nachttopf der Schweiz und dementsprechend feucht sei, und wir haben nur eine winzige Kajüte auf der Melita.



Melita 2010 auf dem Vierwaldstätter See

2013 bekam die Melita einen neuen Holzmast. Er wurde von Herrn Landolt von der Michelsen-Werft in Friedrichshafen in Leistenbauweise hergestellt und ist somit leichter als der alte Mast.
Nächstes Jahr hat meine Frau übrigens auch ein Jubiläum - sie besitzt die Melita dann seit 40 Jahren.


Melita auf dem Bodensee

Text: Hansjörg Kühnbach



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