Die Bootsklassen:
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Folke junior / Juniorboot / KDY 15

blue.gif (104 Byte) Die Juniorboote in Deutschland

Wenn man in Deutschland von einem „KDY 15 kvm Juniorboot“, der offiziellen Klassenbezeichnung, spricht, kann niemand damit etwas anfangen. Bei uns hat sich schlicht der Name „Folke Junior“ eingebürgert und Kenner der Szene hier wissen dann von einem schönen, seetüchtigen, kleinen, traditionellen Kielboot mit harmonischen Linien. Insofern sei mir gestattet, im Folgenden den in Deutschland üblichen Namen zu verwenden.
Nun, eine übergreifende Klassenorganisation wie den J-Klubben hat es hier nie gegeben. Daher existieren auch keine zusammengefassten historischen Unterlagen. Wenn ich also im folgenden über unsere schöne Klasse in Deutschland schreibe, so entspringt dieses Wissen allein meinem Gedächtnis. Wenn dabei Lücken zu Tage treten, bitte ich dieses zu entschuldigen.
Wann die ersten Folke Juniorboote nach Deutschland kamen, ist mir nicht bekannt. In meinem Heimatverein, dem Segelclub Eckernförde, tauchte Anfang der 60er Jahre zum ersten Mal ein Boot unserer Klasse auf, das sich ein Clubmitglied in Dänemark gekauft hatte. Wir waren damals ein kleiner Club, in dem bei den jungen Seglern die Piratenklasse dominierte. Doch mit diesem ersten Juniorboot änderte sich dieses. Immer mehr Clubmitglieder fanden Gefallen an dem kleinen stabilen Kielboot. Bis zum Beginn der 70er Jahre waren insgesamt 9 Boote in Eckernförde beheimatet, wenn auch nicht immer gleichzeitig. Es waren dieses die Boote mit den Nummern 40, 54, 67, 70, 131, 169, 190, 199 und 271. In der Folgezeit gab es immer mal wieder vereinzelt Juniorboote in Eckernförde, doch mit dem Verkauf der 304 Ende 1998 endete diese Ära. Zur Zeit ist nur meine 412 zwar dort registriert, aber nicht beheimatet.
Meines Wissens war es damals die größte Flotte in Deutschland. Es wurden auch eifrig clubinterne Regatten und so manche Tour in dänische und sogar schwedische Gewässer gesegelt. Auch in Flensburg gab es zu der Zeit einige Juniorboote, wobei die Nähe zu Dänemark sicher eine Rolle spielte. Kontakte bestanden für kurze Zeit zwischen diesen beiden Flotten, aber die im Vergleich zu heute fehlende Mobilität mit Auto und Trailer liess so manchen guten Willen schnell im Keim ersticken. Dieses war sicher auch der Grund, warum keine Kontakte nach Dänemark aufgebaut werden konnten. Hier wirkte sich aus, dass sich unser Kielboot schwerer händeln lässt als zum Beispiel eine Jolle.
Ich bin sicher, dass unser Folke Junior auch damals und in der Folgezeit weitere Freunde in Deutschland gefunden hat, und es so vereinzelt an der Küste und im Binnenland unsere Boote gab. Doch leider ist darüber nichts dokumentiert.
Seit vielen Jahren sind an der Alster in Hamburg mit dem Schwerpunkt beim dortigen Segelclub viele Boote unserer Klasse beheimatet. Einige Enthusiasten hatten und haben sich auch noch heute dort zusammengefunden und bildeten sogar für einige Jahre eine regionale Klassenvereinigung. Auch wurden bis einschließlich 1994 verbandsoffene Wettfahrten auf der Alster ausgetragen. An diesen nahmen Mitte der 80er Jahre auch dänische Segler teil, doch leider schlief dieser Kontakt wieder ein. Das damals als Gastgeschenk mitgebrachte Halbmodell existiert immer noch und wird heute anlässlich der jährlichen Holzbootregatta ausgesegelt.
Nach wie vor sind auch außerhalb Hamburgs Juniorboote vereinzelt über ganz Deutschland verteilt. Insofern können sich auch keine klassenbezogenen Regattaaktivitäten entwickeln. Dass aber auch Folke Junior-Eigner gerne Wettfahrten segeln, zeigt ihre zunehmende Beteiligung an den Traditionsregatten. In Deutschland finden seit einigen Jahren derartige Veranstaltungen immer mehr Freunde. So starteten im Jahre 2002 3 Boote unserer Klasse bei der Veteranenregatta in Laboe, und bis zu 7 Juniorboote nahmen in den letzten Jahren an der Holzbootregatta auf der Alster – heute „Hamburg Summer Classics“ genannt – teil. Gesegelt wird bei diesen Wettfahrten nach einem Vergütungssystem, das die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der verschiedenen teilnehmenden Bootsklassen berücksichtigt. Die guten Platzierungen des meines Wissens ältesten Bootes der deutschen Flotte, der Nr. 33 Baujahr 1935 „Windspiel“ mit Heiko Schulze an der Pinne, zeigen, dass unser Folke Junior durchaus mithalten kann.
Weitere Aktivitäten in Deutschland beruhen wohl zum Teil auf meiner Zuneigung zum Folke Junior. Nachdem ich 1970 meine „67“ verkauft hatte, bin ich nach einigen seglerischen Um-, aber keineswegs Irrwegen 1994 zu dieser Klasse zurückgekehrt.
Seitdem bemühe ich mich, zum einen die Kontakte zu unseren dänischen Freunden zu pflegen und zu vertiefen und zum anderen, die deutschen Folke Junior-Eigner zusammenzuführen.
Ich erinnere mich noch sehr genau an mein erstes Gespräch mit Carsten im Jahre 1995 anlässlich der Bootsausstellung in Fredericia. Dieses Gespräch war die Grundlage für die heutigen aus meiner Sicht sehr guten Beziehungen zwischen den dänischen und deutschen Seglern. Oft konnten wir mit unserer „Maltorle“ in den letzten Jahren schöne Stunden in Dänemark verbringen, und häufig fanden auch andere deutsche Segler den Weg zu unseren nördlichen Nachbarn. Auch wenn der Fahraufwand für uns immens ist, habe ich doch nur von positiven Eindrücken gehört. 3 an der DM 2002 in Horsens teilnehmende deutsche Boote und 8 deutsche Mitglieder im J-Klubben zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Kontakte erhalten bleiben und weiter vertieft werden.
In Deutschland selbst sind nunmehr 26 Eigner über einen entsprechenden Meldebogen registriert. Mir ist bekannt, dass es hier noch mehr Boote gibt, und ich versuche, sie möglichst vollständig zu erfassen. Leider funktioniert die Zuarbeit der einzelnen Eigner nicht immer so, wie ich es mir vorstelle. Aber ich werde weiter daran arbeiten.
Alle Daten und die zusammenfassende Tabelle habe ich im Übrigen auch an den J-Klubben gesandt, so dass sie bei der Gesamtübersicht für alle Juniorboote einfließen können.
Fanden bislang Regatten für unsere Klasse nur in Dänemark statt, so können wir hier für das Jahr 2003 einen wichtigen Schritt vermelden. SEASONS END heisst die Regatta auf der Alster in Hamburg nur für Juniorboote, die am 06./07. September stattfindet. Dabei hoffen wir natürlich auch auf die Teilnahme vieler dänischer Freunde. Für die deutschen Segler ist sie die seit langem erhoffte Gelegenheit zu einem persönlichen Kennenlernen. Damit ist ein wichtiger Schritt für unsere Klasse auch hier in Deutschland getan.
Eine weitere Hoffnung setzen wir auch auf den nun realisierten Neubau von Juniorbooten. Damit hat unsere schöne Klasse wieder eine Zukunft. Sicher werden sich auch hier in Deutschland Freunde finden, die an einem wirklich gut segelnden traditionellen kleinen und auch in seiner Bauausführung sehr stabilen Kielboot interessiert sind und seine insgesamt sehr positiven Eigenschaften zu schätzen wissen.
Mit diesem optimistischen Ausblick in die Zukunft darf ich schließen und unserem Folke Junior im Namen aller seiner deutschen Freunde eine erfolgreiche Zukunft wünschen.
Hartwig Sulkiewicz

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