Yachten im Detail



Kajüttische

Auch auf kleinen Booten gehört zur Gemütlichkeit beim Essen ein Tisch, auch auf ganz kleinen Seebooten braucht man eine Tischplatte, wo man die Seekarte ausbreiten und den Kurs einzeichnen kann. Auf kleinen und oft auch auf größeren Booten wird der Tisch zum Essen nur im Hafen oder unterwegs bei ruhigem Wetter gebraucht. Man kann einen Tisch an Bord als Pendeltisch konstruieren. Er wird dann drehbar aufgehängt und unten mit einem Bleigewicht versehen (8). Er stellt sich dann, wenn das Boot Schräglage hat, stets waagerecht ein (wenn die eine Seite des Tisches nicht stärker als die andere belastet ist). Zwar kann dann aus keiner Tasse und aus keinem Teller etwas auslaufen, aber der Nutzen eines Pendeltisches ist trotzdem nicht besonders groß, weil sich auf der stark überliegenden Yacht für die in Luv Sitzenden die Tischplatte in Höhe der Knie, für die in Lee am Kinn befindet. Außerdem hat ein Pendeltisch seine Tücken. Entweder bewegt er sich zu langsam oder zu schnell. Durch einen an den Rand gestellten schweren Topf wird er kopflastig. Wenn jemand unversehens gegen das Pendelgewicht kommt, gerät sein Gleichgewicht ins Wanken, und Teller und Schüsseln rutschen den Umsitzenden in den Schoß. Daher verzichten die meisten Seesegler auf einen Pendeltisch, der nur nützlich ist, wenn die Yacht bei ruhigem Wetter, leicht überliegend, lange Kurse segelt. Sie ziehen unbeweglich angebrachte Tische vor. Ob der Tisch zum Wegnehmen eingerichtet sein muß, richtet sich nach den Raumverhältnissen. Auf kleinen Booten und in engen Kajüten wird es immer erforderlich sein. Die einfachste Lösung auf kleinen Booten ist ein wegnehmbarer Tisch auf, in den Fußboden in Halterungen einsteckbaren Rohrstützen. Will man sich das häufige Abbauen und Aufstellen in einer beengten Kajüte ersparen, kann man die Platte zum Runterklappen einrichten (2, 10, 11). Sind die Rohrstützen oben geschweift (4 A) und in den Halterungen drehbar dann kann man den Tisch mit allem, was sich darauf befindet, nach der einen Seite drehen, um an der anderen Platz zum Durchgehen zu bekommen. Der Tisch lässt sich auch hochklappbar oder abnehmbar an der Querwand zum Vorschiff, an den Mastbacken oder an dem durch die Kajüte führenden Steckmast anbringen oder auch an der Stütze für den auf das Kajütdach gestellten Mast (10). Diese Anbringungsart empfiehlt sich besonders auf kleinen Booten, wo Tischstützen die Bewegungsfreiheit noch mehr behindern würden. Auf mittelgroßen und größeren Yachten wird der Kajüttisch gewöhnlich fest angeschraubt (1, 3) und die Platte, wenn sie den Durchgang behindert, zum Runterklappen eingerichtet. Man kann dann zwischen den Stützen Schubladen anbringen (2), die aber nicht bis auf den Fußboden reichen dürfen, weil man sonst unter dem Tisch nicht genug Platz für die Füße hat, was meistens auf Kielschwertkreuzern und Jollenkreuzern der Fall ist, wo die Tischplatten zwangsläufig zum Hochklappen am Schwertkasten befestigt werden müssen (11).

Damit der feste Kajüttisch auch zum Essen benutzt werden kann, wenn das Boot mit (nicht zu großer) Schräglage segelt, braucht man Schlingerleisten (3), die das Herunterrutschen von Tellern und Schüsseln verhindern. Die Schlingerleisten sollten abnehmbar oder wegklappbar sein, weil man sie nicht braucht, wenn das Boot ruhig im Hafen liegt, und weil sie stören, wenn man den Kajüttisch für Arbeiten in der Seekarte benutzen muß. Ein guter Kompromiss sind in der Mitte in der Längsrichtung fest angebrachte Schlingerleisten, zwischen denen Platz für Schüsseln und Teller, für Bücher, Aschbecher und Bleistifte ist (8). Praktisch ist die Lösung auf Bild 2. Wenn die zweiteilige Tischplatte unterwegs heruntergeklappt ist, bleibt noch eine 25 bis 30 cm breite Tischfläche, auf der alle Gegenstände gegen seitliches Herunterrutschen durch die überstehenden Enden der Tischplatten geschützt sind.

Bei schönem Wetter im Hafen dient auf vielen Booten die Plicht als Wohnraum, wo auch die Mahlzeiten eingenommen werden. Es gibt viele Möglichkeiten, in der Plicht einen Tisch anzubringen, von denen die einfachste auf Booten mit einer offenen und daher tiefen Plicht (Jollenkreuzer, Nationale Kreuzer Nordische Volksboote) die ist, eine Tischplatte quer über die Plicht zu legen. Zweckmäßig ist immer eine Tischplatte oder ein Tisch, der sich sowohl in der Plicht als auch in der Kajüte aufstellen lässt (6).



1. Zusammenklappbarer, festangebrachter Tisch mit Schubladen auf einem 12 m langen schwedischen Seekreuzer.


2. Wenn die Platten runtergeklappt sind, dient das Mittelstück als schmaler Tisch mit seitlichem Schlingerschutz.


3. Festangeschraubter Klapptisch mit Schlingerleisten auf einem größeren Seekreuzer.


4. A. Ein Klapptisch mit zwei geschweiften Rohrstützen läßt sich zur Seite drehen. B. Eine am Mast oder an einer Wand angebrachte Tischplatte läßt sich auch zum Wegnehmen einrichten.


5. Wegnehmbarer Plichttisch auf einem stählernen Jollenkreuzer. Er wird am Plichtsüll eingehakt und durch eine Stütze aus verzinktem Eisen gehalten, die in die Großschotschiene eingehakt ist.


6 + 7. Zusammenlegbarer Tisch, der in der Kajüte und in der Plicht frei aufgestellt werden kann.



8. Pendeltisch auf einem Kielschwertkreuzer mit Bleigewicht. Der Tisch ist hinten am Schwertkasten (ganz links) und vorn an einer Stütze drehbar befestigt. Die Platten lassen sich hochklappen. Schlingerleisten befinden sich in der Mitte.


9. Wegnehmbarer Tisch in der Plicht eines Jollenkreuzers, der an der einen Seite am Plichtsüll eingehakt, an der anderen durch eine herausklappbare Stütze unterstützt wird. Eine solche Stütze lässt sich auch zum Einstecken in eine Halterung im Fußboden einrichten.


10. An der Maststütze eines Sperrholz-Seekreuzers angebrachter Tisch, dessen eine Plattenhälfte heruntergeklappt werden kann, um den Durchgang zu erleichtern. Die Schlingerleisten können zurückgeklappt werden.


11. Blick in die Kajüte des 20-m2-Jollenkreuzers "Pummelchen" Am Schwertkasten sind, wie bei Jollenkreuzern üblich, Tischplatten zum Herunterklappen angebracht.

Autor: G. Grell



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