Yachten im Detail



Kompassmodelle (1965)

Mit der zunehmenden Verbreitung des Segelsports ist das früher recht kleine Angebot an Sportboot-Kompassen immer größer geworden und kaum noch zu übersehen. Zahlreiche, während des zweiten Weltkrieges für die Luftwaffe entwickelte Kompaß-Modelle sind mit kleinen Änderungen als Sportboot-Kompasse weitergebaut oder auch ohne Änderungen aus Restbeständen an Segler verkauft worden. Trockenkompasse sind wegen ihrer Empfindlichkeit und ihrer Unruhe für Sportboote nicht geeignet. Man kann hier nur Flüssigkeitskompasse, „Fluidkompasse", gebrauchen, bei denen die Rose in einer Flüssigkeit schwimmt. Die Preise für einen Kompaß bewegen sich zwischen etwa 25 Mark für einen Taschen-Fluid-Kompaß und mehreren hundert Mark

Der Anfänger wird fragen, wann ein Kompaß überhaupt erforderlich ist. Natürlich ist er auch auf kleinsten Fahrtenbooten in Küstengewässern und auf See unentbehrlich. Auf Binnengewässern bewahrt ein Kompaß davor, daß man bei Nebel im Kreise fährt. Für viele Rennsegler ist ein guter Kompaß eine unentbehrliche Hilfe, obgleich sie nur einen abgesteckten Kurs abzusegeln haben. Er hilft ihnen, den direkten und kürzesten Weg zwischen zwei Wendemarken zu segeln, die bei schlechter Sicht oder wenn ein hoher Uferstreifen hinter der Marke steht, oft erst spät zu erkennen sind. Auf kleinen Booten gut brauchbar ist der im letzten Krieg verwandte Armband-Fluidkompaß in Kunststoffgehäuse, der mit einem Lederriemen am Handgelenk getragen werden kann und einen verstellbaren Steuerstrich hat. Es gibt hier und dort noch Restbestände dieses guten Kompasses. Eine Firma hat dazu eine kardanische Aufhängung gebaut (340), so daß er als richtiger kleiner Steuerkompaß verwendet werden kann. Für eine ernsthafte genaue Navigation reicht er allerdings nicht aus

Wichtig ist bei einem Sportboot-Kompaß die Art und Einteilung der Rose. Sie kann in 360° und in die 32 Kompaßstriche eingeteilt sein oder nur in Grade oder nur in Striche. Entscheidend für die Brauchbarkeit ist die gute Lesbarkeit der Rose. Der Rudergänger muß den zu steuernden Grad oder Strich gut erkennen können. Da man im Seegang ohnehin nicht ständig haargenau den Kurs steuern kann, setzt sich bei den englischen Sportseglern immer mehr der Gitter- oder Parallelkompaß durch, bei dem der Kompaßkurs am Kompaß eingestellt wird und man nur noch so zu steuern braucht, daß die bewegliche leuchtende Kompaßnadel sich zwischen zwei parallelen leuchtenden Streifen befindet.

Eine weitere wichtige Forderung an einen Kleinboot-Kompaß ist, daß er die Bewegungen des Bootes beim Segeln und vor allem im Seegang mitmacht. Er braucht eine kardanische Aufhängung, die ihn frei nach allen Seiten schwingen läßt, wenn sie nicht durch eine andere Konstruktion wie die des Kugelkompasses unnötig wird. Beim Kugelkompaß ist nicht der ganze Kompaß, sondern das Rosensystem in seinem Innern halb kardanisch aufgehängt.

Schließlich braucht ein Kompaß, damit man ihn auch bei Dunkelheit benutzen kann, eine ausreichende Beleuchtung, die aber nicht blenden darf.

Yachtkugelkompaß T 50 von Plath für größere Yachten. Unter der mit Blendscheiben verschließbaren Kappe befindet sich eine optisch geschliffene Glasglocke. Der Kompaß kann ohne Sorge vor Beschädigungen auf dem Boden der Plicht angebracht werden.

Der Kugelkompaß T 50 von Plath zum Einlassen in den Fußboden der Plicht ist auch für kleinere Seekreuzer geeignet. Er kann durch ein durchsichtiges Bodenglas von unten her beleuchtet werden. Das Rosenbild erscheint dann vergrößert. Bei Nichtgebrauch wird der Kompaß mit einer Messingkappe zugedeckt, die mit verschiebbaren Blendscheiben für nächtliches Segeln versehen ist. Da die Rose sich in der Längsrichtung bis 35°, in der Querrichtung sogar bis 90° neigen kann, ist eine besondere kardanische Aufhängung für diesen Kompaß unnötig.

Bei starker Neigung des Kugelkompaß T 50 erkennt man ohne Mühe das halbkardanische Aufhängesystem im Innern. Die Flüssigkeit besteht aus einer Mischung von 50 % destilliertem Wasser mit 50 % 96prozentigem Alkohol, was bewirkt, daß der Gefrierpunkt unter 30° Celsius liegt.

Englischer Steuerkompaß mit Gradrose für mittlere und größere Motor- und Segelyachten Modell „Major" Im Kompaßgehäuse befindet sich ein Sestrel „Universal"-Fluid-Kompaß mit Niederdruck-Dämpfungsflüssigkeit. Im Gehäuse sind Korrektionsmagnete angebracht.

Die „Heron"-Handpeilsonde mit Kompaß wird in der Hauptsache in Verbindung mit einem Funkpeilgerät auf kleineren Booten verwendet.

Der im letzten Krieg für die englische Luftwaffe entwickelte „narrensichere" Gitter-Kompaß setzt sich auf Sportbooten immer mehr durch. Der Kurs wird auf dem drehbaren Außenring so eingestellt, daß er mit dem Steuerstrich (die auf dem Bild schräg von links nach rechts laufende gezeichnete Linie) übereinstimmt und wird dann festgesetzt. Der Rudergänger braucht dann nur noch darauf zu achten, daß sich die freischwingende, leuchtende Kompaßnadel zwischen den zwei kurzen, ebenfalls leuchtenden nach Norden zeigenden Strichen bewegt. Der Vorteil liegt darin, daß der Rudergänger sich eine Kurszahl, die nicht leicht zu erkennen ist, nicht mehr zu merken braucht und besser Kurs halten kann. Auf dem abgebildeten, von der englischen Luftwaffe stammenden Gitter-Kompaß hat die Kompaßnadel noch zwei weitere, im rechten Winkel angebrachte Arme, die zwischen den beiden anderen Leuchtstrichen sichtbar sein müssen. Man kann dadurch auch leicht steuern, wenn zum Beispiel genau Ost oder West gesteuert wird und der Nordpunkt des Kompasses quer zur Schiffsrichtung steht.

Auf kleineren Yachten läßt sich der Kompaß nicht so aufstellen, daß man ihn zum Peilen benutzen kann. Man braucht für Peilungen einen Handpeilkompaß. Das Foto zeigt den „Sestrel"-Handpeilkompaß.

Ein Kompaß für mittlere und größere Yachten in kardanischer Aufhängung. Der Boots-Fluid-Kompaß mit 100 mm-Rose von Plath. Man erkennt die klare, gut lesbare Rose. Eine gute Rose ist eine Voraussetzung für einen guten Kompaß.

Englischer Kugelkompaß Universal „Minor" für mittelgroße Yachten. Links für Einbau in den Plichtboden oder das Brückendeck, rechts schwingend aufgehängt mit Feststell-Schrauben. Der Kompaß, der Lichtanschluß besitzt, kann leicht aus der Halterung genommen und anderswo untergebracht werden. Durchmesser 10 cm, Höhe 15 cm, Gewicht 1,9 kg.

337. Zuverlässige Kompasse für kleine Boote. Ganz links der „Sestrel- Junior" ein Segelboot-Kompaß mit 55 mm Rosendurchmesser, der von oben und von der Seite abgelesen werden kann. Daneben der „ Sestrel-Junior"-Handpeilkompaß. Rechts unten: Ein kleiner Kugelkompaß mit 60 mm Rosendurchmesser mit Kompensierungsmagneten, der auch mit kardanischer Aufhängung geliefert wird. Rechts oben: Kleiner Kugelkompaß mit Anschluß für elektrische Beleuchtung. Es handelt sich bei diesen Klein-Kompassen um englische Modelle, die auch in Deutschland erhältlich sind.

Der nach Vorschrift der Seeberufsgenossenschaft gearbeitete Bootskompaß von Plath in einem Messinggehäuse. Die Haube ist abnehmbar und mit seitlicher Petroleumlampe versehen.

Der Yachtkugelkompaß T 54 von Plath in Kunststoff-Gehäuse. Die abnehmbare Haube ist mit einer runden Fensteröffnung versehen. Der Kompaß hat Lichtanschluß.

Der aus dem letzten Krieg stammende Luftwaffen-Armbandkompaß wurde für den Gebrauch auf kleinen Booten mit einer kardanischen Aufhängung versehen.

Autor: G. Grell



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