Yachten im Detail



Navigationsgeräte (1965)

Dem Anfänger, der in das als Navigationsraum dienende Deckshaus einer hochmodern ausgerüsteten größeren Yacht kommt, kann Angst vor den vielen, hier auf engem Raum versammelten Geräten mit Knöpfen und Skalen bekommen. Man findet dort außer Echolot, Funkpeiler, Speedometer, Funksprechgeräte oder Radiotelephon, Radargeräte und automatische Steuereinrichtungen. Darüber, ob alle diese modernen Navigationsgeräte auf einer größeren Yacht unbedingt nötig sind, kann man streiten. In der Groß-schiffahrt haben die modernen Radargeräte die Zahl der Schiffsunfälle nicht vermindert, wenn die Behauptung, sie seien dadurch eher vermehrt worden, weil die Navigationsoffiziere sich zu sehr auf ihre Geräte verlassen und leichtsinnig werden oder die Radarbilder falsch auswerten, vielleicht auch übertrieben ist. Man darf einerseits nicht vergessen, daß für viele Seesegler die Navigation ein leidenschaftlich betriebenes Hobby ist und sie sich deshalb, wenn sie es sich leisten können, die modernsten Geräte beschaffen, und daß sich andererseits viele Seesegler in jedem Jahr nur auf einer einzigen Ferienfahrt über See vor navigatorische Probleme gestellt sehen und manches, was sie einmal in Kursen gelernt hatten, längst wieder vergessen haben. Der beste Funkpeiler ist an Bord einer Segelyacht nutzlos, wenn niemand an Bord mit seiner Hilfe eine zuverlässige Schiffsortbestimmung machen kann.

Für die Sicherheit auf See ist unbedingt erforderlich, daß man jederzeit weiß, wo man sich befindet, also genau seinen Schiffsort kennt, und daß man über die Wetterentwicklung in dem Gebiet, in dem man sich befindet, genau unterrichtet ist. Fast alle Unfälle von Sportbooten auf See abgesehen natürlich von Bränden und Explosionen entstehen, weil diese Erfordernisse nicht erfüllt waren. Um in der Ost- und Nordsee zu wissen, wo man sich befindet, braucht man unbedingt einen zuverlässigen, kompensierten Kompaß, einen Peilaufsatz oder eine Peilscheibe, um Landpeilungen machen zu können, einen möglichst zuverlässigen Geschwindigkeitsmesser, ein Hand- oder Patentlog, um die zurückgelegte Strecke errechnen zu können. Außerdem sind unentbehrlich für eine genaue Ortsbestimmung ein durch Berichtigungen auf den neuesten Stand gebrachtes Seehandbuch und Leuchtfeuerverzeichnis, dazu natürlich die neuesten, berichtigten Seekarten des zu befahrenden Gebietes, die zuverlässig Auskunft über die ausgelegten Seezeichen und etwaige neue Schifffahrtshindernisse geben. Bei Handbüchern und Seekarten, die ja oft nur für eine einzige Seereise benutzt werden, sparen manche Seesegler am meisten. Aber der schönste Peilkompaß ist sinnlos, wenn man nicht die richtigen Handbücher und Seekarten an Bord hat, um das Peilobjekt genau zu bestimmen. Auch eine genaue Ortsbestimmung nützt nichts, wenn man nicht in einer zuverlässigen Karte nachsehen kann, ob man freies Wasser vor sich hat.

Ein kleines Funkpeilgerät ist an Bord eines kleinen Seekreuzers zur Standortbestimmung mit Hilfe von Feuerschiffen, Leuchttürmen oder von anderen Sendern für die Schifffahrt und die Luftfahrt ausgestrahlten Funkfeuer nützlich, setzt aber Kenntnisse in der Funknavigation voraus, die nicht jedermanns Sache ist. Ein Funkpeiler ist entbehrlich, wenn unterwegs ständig und sorgfältig navigiert und in der Seekarte gearbeitet wird.

Unentbehrlich ist auf einem Sportboot auf See was in den Verhandlungen der Seeämter über Sportboot-Unfälle immer wieder betont wird — aber ein Rundfunkgerät, um regelmäßig die Wetterberichte abzuhören, wobei nicht nur die Berichte über die Entwicklung der Großwetterlage für den Segler unterwegs wichtig sind, sondern auch etwaige Warnungen für die Schiffahrt und die Stationsmeldungen von den Feuerschiffen.
Unentbehrlich ist auch für die terrestrische Navigation natürlich eine ganz genau gehende Uhr.


Der englische „Sestrel-Moore"-Kompaß, der als einer der besten Kompasse für Hochseeyach-len gilt, der von oben und von der Seite abgelesen werden kann und dank der Rosenaufteilung noch auf 3 m Entfernung gut lesbar ist, wurde auf diesem holländischen Seekreuzer auf dem Kajütluk montiert, damit er mit einem Peilaufsatz auch für Peilungen benutzt werden kann. Zum Schutz ist ein Gestell aus dünnen Rohren über dem Kompaß angebracht.

Die Peilscheibe für Yachten von Plath wird in eine Halterung an Deck eingeschoben. Sie ist kardanisdi aufgehängt.

Das Yacht-Patentlog von Plath auf einem Kleinst-Seekreuzer. Das Log besteht aus einem an einer Leine nachschleppendem Propeller, einem Schwungrad, der Zählvorrichtung und dem Pfosten, der in eine Halterung an Deck eingesteckt wird. Das Log zeigt Geschwindigkeiten unter 1,5 Knoten (1,5 sm in der Stunde) nicht mehr an, aber der Anzeige-Bereich ist für die Yacht-Navigation ausreichend. Da das Log nur die zurückgelegte Seemeilen-Zahl angibt, müssen beim Ausbringen des Logs Uhrzeit und Stand des Anzeigegerätes notiert werden.

Peilen mit der auf dem Kajütdach eines kleinen Seekreuzers angebrachten Peilscheibe von Plath.

Anzeigegerät für ein Speedometer auf einem größeren Seekreuzer. Diese Geschwindigkeitsmesser, die als Staudruckmesser oder als Strömungsmesser arbeiten, zeigen die jeweilige Geschwindigkeit der Yacht in Knoten an. Am Speedometer läßt sich vor allem die Veränderung der Geschwindigkeit durch Wechsel der Segel oder der Schotenführung ablesen. Die Staudruck- oder Strömungsmesser ragen unter Wasser aus dem Rumpf hinaus. Sie zeigen unterschiedliche Geschwindigkeiten an, je nachdem ob sich der Staudruckmesser in Luv oder in Lee befindet. Auf größeren Yachten wird daher für jede Bordseite ein Staudruckmesser eingebaut. Die Speedometer sind kein Ersatz für das der Navigation dienende Patentlog.

Ramert-Funkpeilgerät für Yachten mit Richtungssonde im Deckshaus eines größeren Seekreuzers. Unter der Decke ist die Richtungssonde mit Ferrit-Stab angebracht, die einen Peilrahmen unnötig macht. Unten der Peilempfänger. Das Gerät läßt sich auch auf kleineren Seekreuzern unterbringen.

Auf kleineren Yachten ist es nicht immer leicht, einen geeigneten Platz für die Anbringung des Peilrahmens auf dem Kajütdach zu finden. Der amerikanische Beme-Loop-Peilempfänger löst das Problem dadurch, daß der Peilrahmen unmittelbar auf dem nicht sehr großen Empfänger angebracht ist. Der Empfänger steht hier im Deckshaus einer größeren Yacht. Die Unterbringung des Gerätes ist gut gelöst, aber die Verwendung eines an Deck angebrachten Peilrahmens ist günstiger.

Peilrahmen auf dem Deckshaus einer 13-KR-Yacht, der zum Umlegen eingerichtet ist.

Blick in das Deckshaus der 13-KR-Yacht vom Bild drüber. Oben erkennt man den Drehgriff für den auf dem Deckshaus befindlichen Peil-rahmen. Rechts steht der Empfänger der De-beg-Drehrahmen-Funkpeilanlage. Links daneben in einem Ständer die Plath-Peilscheibe und ein Hand-Windmesser.

Autor: G. Grell



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