Kalfatern der Außenhaut

Wie man's in den 50er Jahren machte - zusammengetragen aus Artikeln der "Yacht"

Kalfatern der Außenhaut

Aufgesprungene Nähte werden mit Werg oder Baumwolle gedichtet. Das Werg wird gezupft und mit der Handfläche über dem Knie zu einem Faden gerollt, dessen Stärke von der Breite der Naht abhängt. Die Baumwolle bekommt man in Dochten, die aus etwa zwanzig Fäden zusammengedreht sind. Man wählt die Fadenzahl, die man herausnimmt, nach der Größe der Naht. Werg wird nur für große Fahrzeuge mit einer Plankenstärke über 40 bis 50 mm verwandt.

Es gibt bei karweel gebauten Booten zwei Arten, die Planken zu dichten. Man kann Baumwollfäden in eine Hohlkehle einlegen, so dass keine Nähte zu sehen sind. Jedoch kann man diese Dichlungsweise, die fast immer bei naturlackierten Booten angewandt wird, nicht als Kalfaterung bezeichnen. Es ist eine Bauweise.



Die zwei Arten, ein Karweelboot zu dichten, l. Dichtung mit Hohlkehle, in die Baumwolle eingelegt wird. Diese Dichtungsweise ist eine „Bauweise". — 2. Kalfatern. In einem keilförmigen Spalt wird Baumwolle oder Werg hingeschlagen.

Bei auf diese Weise gebauten Booten müssen die Nähte innen und außen dicht schließen. Nach der anderen Art lässt man zwischen den Planken einen keilförmigen Spalt (der als „Außennaht" bezeichnet wird), in den Baumwolle oder Werg hineingeschlagen wird. Wenn ein auf die erste Art gebautes Boot ausgetrocknet ist, lässt sich wenig machen. Man kann es höchstens auf die zweite Art nachkalfatern. Das hat allerdings bei naturlackierten Booten den Nachteil, dass breitere, sichtbare Kittnähte entstehen. Sie werden verschwinden, wenn man sich entschließt, das Boot farbig zu lackieren. Richtig auf die zweite Art kalfaterte Boote kann man jederzeit, wenn das Boot auseinandergetrocknet ist, nachkalfatern. Meistens ist nur eine Nachkalfaterung des Unterwasserschiffes und vielleicht kalfatern von ein oder zwei Nähten der oberen Plankengänge erforderlich. Wenn man die unteren Plankengänge kalfatert, werden die darüberliegenden Plankengänge infolge des Druckes der Kalfaterung bereits etwas zusammengetrieben und dadurch dicht.

Sind die Plankennähte zu groß im Verhältnis zur Dicke der Planken, so ist die Undichtigkeit nur durch Einsetzen neuer Planken zu beheben. Beim Kalfatern muss man die Naht, wenn sie innen und außen gleich groß ist, außen mit dem Kalfateisen aufschlagen. Auf jeden Fall muss man das richtige Handwerkszeug zum Kalfatern: Kalfateisen und den Kalfathammer benutzen. Welche Form des Eisens man wählt, ob scharf oder mit einer oder zwei Rillen, hängt wieder von der Größe der Naht ab. Wenn man beim ersten Mal die Naht abgeht, wird der so wird Werg- oder Baumwollfaden in Abständen von ! bis 2 cm (je nach Fadendicke kalfatert und Nahtbreite; je breiter, um so kürzer muss das Dichtungsmaterial gestaucht werden!) eingeschlagen, gewissermaßen angeheftet. Dann geht man die Naht zum zweiten Mal ab und setzt das Dichtungsmaterial (das dort, wo es nicht vom Eisen getroffen wurde, ja vorsteht) nach. Bei dieser Arbeit wird das Eisen nie von den Planken ganz abgenommen und rutscht in der Naht entlang. Es sitzt mit der Einsatzkante auf dem Zeigefinger auf und wird oben vom Daumen gehalten. Es muss darauf geachtet werden, dass kein Faden nachher mehr aus den Nähten heraussieht, weil die Baumwolle sonst beim Kitten mit dem Spachtel herausgezogen wird. Sehr zu empfehlen ist es, die Kalfatwolle vor dem Kitten gründlich zu ölen.

Geklinkerte Boote sollten bei einer Plankenstärke von weniger als 20 mm Klinker überhaupt nicht kalfatert werden. Besonders an der Kimm sind die Planken an der Oberkante sehr geschärft, dadurch tritt am Niet eine Querschnittsverminderung ein, so dass die Planke durch den zusätzlichen Druck beim Kalfatern leicht einreißt. Das Kalfatern schwerer Klinkerboote geschieht wie bei karweelgebauten, nur dass das Dichtungsmaterial natürlich von unten eingeschlagen wird.

Nach dem Neueinsetzen von Plankenstücken oder (bei kleineren Beschädigungen) von Holzpfropfen muss versucht werden, die in der Holzfarbe heller erscheinenden Reparaturen dem nachgedunkelten Holzton des Bootes anzugleichen. In solchen Fällen kann man entweder das Halböl zum Vorölen des eingesetzten Stückes entsprechend mit anfärben oder das Holz vor dem Ölen mit einer Wasserbeize einfärhen. Stellt sich dann nach dem Ölen und vielleicht Holz nach dem ersten Schleiflackanstrich heraus, dass sich die Stellen immer noch zu emfarben hell abheben, dann kann man bei Eiche dem Schleiflack für den zweiten Anstrich noch etwas Terra Siena naturell zusetzen. Hinterher wird mit farblosem Bootslack überzogen.



So werden Kalfateisen und Kalfathammer beim Kalfatern gehalten. Der Baumwollfaden wird zunächst wellenartig durch leichtes Anschlagen in der Plankennaht angeheftet und dann erst richtig eingeschlagen. Beim endgültigen Einschlagen wird das Eisen nie von den Planken ganz abgenommen und rutscht in der Naht entlang.



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