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1960: Dach überm Kopf

Für Bootspersenninge selbst von Klassenbooten gibt es keine Vermessungsmarken. Sie brauchen nicht vermessen zu werden, man kann dafür soviel Tuch verwenden, wie man will, und das wird von vielen Eignern auch gebührend ausgenutzt. Manchmal liefert die Bauwerft mit dem Boot eine Bootspersenning mit, gewöhnlich gehört sie aber zu den kostspieligen "Extras", die man sich später anfertigt oder vom Segelmacher nach eigenen Zeichnungen auf Grund vieler eigener Erfahrungen nähen läßt. Bei Rennbooten dienen Bootspersenninge eigentlich nur dazu, um sie an ihrem Liegeplatz vor Sonne und Regen zu schützen und um zu verhindern, daß es in die offene Plicht hineinregnet. Es ist sicher vom Eigner gut gemeint, wenn er sie vorn und achtern vollständig dicht macht, so daß auch kein Staub von Land her ins Boot geweht werden kann. Aber an Bord ist die Luft immer feucht, und diese tagelang im Boot stehende feuchte, muffige Luft ist, wenn noch die Sonne sie erwärmt, das beste Klima für Rotten und Spaken. Daher muß man dafür sorgen, daß die Bootspersenning vorn und achtern so weit offen bleibt, daß frische Luft hindurchstreichen kann. Dagegen müssen die Persenninge, die man über die Plicht von Fahrtenbooten baut, um die Plicht auch bei schlechtem Wetter als zusätzlichen Wohnraum benutzen zu können, möglichst dicht sein, damit es nicht überall ungemütlich durchzieht. Das Problem, ein Plichtzelt vorn ganz dicht zu bekommen, ist nicht immer einfach zu lösen. Garantiert winddicht sind vorn nur diejenigen der hier abgebildeten Plichtzelte, die bis über die Vorderwand des Kajütaufbaus gezogen sind. Immer wird man eine Plichtpersenning oder ein Plichtzelt über dem Großbaum anbringen. Um ein waagerechtes Dach und senkrechte Seitenwände zu bekommen, muß man Querlatten verwenden. Wenn die Seitenwände hochklappbar sind, kann man bei sonnigem aber windigem Wetter die Leeseite offen lassen. Manche Eigner bauen in die Seitenwände auch Fenster ein. Nicht immer einfach ist das Problem der Befestigung zu lösen. Es gibt besondere Haken und Druckknöpfe für Persenninge, die entweder nicht lange funktionieren oder ausreißen. Am besten ist in den meisten Fällen noch immer die Befestigung mit Bändseln, die man bei Bedarf nachsetzen oder lockern kann, oder mit starken Gummibändern, die nachgeben, wenn die Persenning durch Nässe strammer wird. Unzweckmäßig ist es immer, die Bändsel des Plichtzeltes, wie man es oft sieht, an den Speigatten der Reling festzumachen. Abgesehen davon, daß man dann nie einen so winddichten Abschluß wie bei der Befestigung am Waschbord erreicht, werden Gäste oder Mitglieder der Crew im Dunkeln immer darüber stolpern oder sie abreißen.
Bei der Konstruktion eines Plichtzeltes muß man auch beachten, daß es rasch von einem oder auch höchstens zwei Mann auch bei viel Wind anzubringen sein muß. Komplizierte Einrichtungen dieser Art werden von der Crew ungern benutzt. Man muß sie unmittelbar vor einem Regenguß so schnell anbringen können, daß man selbst und die Plicht nicht mehr naß wird. Dazu gehört auch, daß sich der ganze Apparat leicht zusammenlegen läßt, ohne sperrig zu sein, und sich unterwegs so verstauen läßt, daß man nicht das ganze Inventar umstauen muß, wenn man ihn im Hafen wieder benutzen will.
Als Material für Sonnensegel, die keinen Regenschutz bieten sollen, genügt leichtes dünnes Tuch. Für regen- und winddichte Plichtzelte muß man wasserdichten Persenningstoff verwenden. Als neues Material für Plichtzelte gibt es sehr haltbare und dicht beschichtete Kunstfaserstoffe, die nicht spaken und naß weggestaut werden können.


1. Plichtzelt aus Markisenstoff. Unten vorn nicht ganz dicht abgeschlossen.


2. Ein Sonnendach, das seitlich 10 cm überlappt, kann durch Vorder- und Seitenwände zu einem Plichtzelt vervollständigt werden.


3. Plichtzelt und Persenning für den Kajütaufbau in einem Stück. Vorn vollständig winddicht.


4. Bootspersenning aus zwei Teilen für eine Jolle. Unterwegs benutzt man, wenn man in dem Boot schläft, nur den achteren Teil.


5. Die normale Plicht-Persenning soll Boote mit offener Plicht im Hafen vor Regenwasser schützen. Da die Persenninge vorn und hinten offen sind, kann die Luft durchstreichen.


6. Einfache Sonnendächer mit Querlatten. Wenn man es nicht gleichzeitig als Regendach verwenden will, kann man leichten Stoff dafür verwenden.

   
7. Persenningkappe (aus blauem Persenningstoff) über dem vorderen Decksaufbau eines Seekreuzers.

8. Eine große Persenning schützt diesen Seekreuzer an seinem Liegeplatz vor Regen und Sonne. Wenn man aufs Vordeck gelangen will, muß man entweder außen herum turnen oder die Persenning an einer Seite ganz losmachen.

9. Persenning derselben Art auf einem stählernen Jollenkreuzer. Hier wurde es so geschnitten, daß man an Deck vorbei kann, ohne die Persenning erst loszumachen. Es ist übrigens mit Bändern aus schwarzem Gummi an der Reling festgehakt.

 
10. Bootspersenning, die am Waschbord angeknöpft wird, auf einer Jolle. Gute Dichtung am Mast. Unterwegs bietet die Persenning einen guten Schutz, wenn es darunter auch nicht sehr geräumig ist. Bei Verwendung als ständige Abdeckung auf dem Liegeplatz sollte man für Luftdurchzug unter der Persenning sorgen.

11. Plichtzelt, dessen oberer Teil als Sonnendach allein verwendet werden kann. Guter Abschluß vorn.

  
12./13. Plichtzelt, das einen Teil des Kajütaufbaues einbezieht. Vorn winddicht abgeschlossen. Plichtzelte unter Einbeziehung des Kajütaufbaues mit Öffnung für Bulleye (links) und unter Einbeziehung des Oberlichtes (rechts).


14. Jollen mit Plichtpersenningen, die achtern abgeschlossen sind. Oben unter Einbeziehung des Großbaumes, darunter ohne Großbaum.


15. Jolle mit einer Zeltkajüte für Wanderfahrt, hoch genug, daß man darunter bequem sitzen kann. An den Seiten sind Fensteröffnungen angebracht.


16. Plichtzelt mit Querlatten auf einem Nordischen Volksboot. Die hinteren Seitenstücke lassen sich zurückklappen, so daß man diese zusätzliche Kajüte an der Leeseite ganz aufmachen kann.

 
17. Einfache Plichtpersenning, die nur darauf berechnet ist, die Plicht vor Regenwasser zu schützen, wenn das Boot in seinem Heimathafen am Liegeplatz liegt. Der vollständige Luftabschluß ist nicht zweckmäßig.

18. Jolle mit einer über das ganze Boot reichenden und noch über die Außenhaut hinabhängenden Persenning. Die Persenning sollte vorn und hinten offen sein, damit der Wind hindurchstreichen kann und die feuchte, bei Sonnenschein stark erwärmte Luft nicht in dem Boot stehen bleibt.


19. Dieses Plichtzelt hat volle Stehhöhe. Hier wurde für Hafentage ein zusätzlicher luftiger Wohnraum geschaffen, in dem man Gäste empfangen und auch einmal einen Umtrunk machen kann.