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1963: Die Seereling

Die Seereling ist heute eine so selbstverständliche Sicherheitseinrichtung seegehender Yachten, daß man sich kaum vorstellen kann, daß man vor hundert Jahren Yachten ohne sie auf ein Rennen quer über den Atlantik schickte, wobei übrigens die ganze vier- oder fünfköpfige Wache einer der teilnehmenden Yachten von einer schweren See aus der Plicht gewaschen wurde und ertrank. Die deutschen Ausrüstungs- und Sicherheitsvorschriften für Seeregatten verlangen: "eine feste Draht-Seereling mit zwei Durchzügen und Stützen. Soweit möglich, feste Bug- und Heckkanzel"
Die zwei Durchzüge oder Strecktaue haben sich als notwendig erwiesen, weil es vorgekommen ist, daß ein erfahrener Seesegler, der von einem schweren Brecher aus der Plicht geschleudert wurde, unter dem früher üblichen einzigen Strecktau durchrutschte und über Bord fiel. Ein auf See noch unerfahrener Anfänger kann sich kaum vorstellen, mit welcher Wucht ein Mensch von einem Brecher oder auch nur durch eine unerwartet heftige Bewegung des Bootes im Seegang zur Seite geschleudert werden kann. Die Stützen der Seereling müssen im Ernstfall eine starke Belastung aushalten können. Eine Seereling ist so fest und sicher wie ihre Stützen. Zu schwache oder unzureichend befestigte Stützen sind praktisch wertlos. Es gibt Stützen aus verzinktem Stahlrohr, Leichtmetall, rostfreiem Stahlrohr und aus massivem Stahl, von denen natürlich die aus rostfreiem Stahl die größte Festigkeit haben. Die normale Höhe der Stützen ist 60 cm, auf kleineren Booten haben sich auch 55 cm hohe Stützen als noch ausreichend erwiesen. Sie können durch das Deck gesetzt und mit Mutterschrauben festgemacht werden und haben dann eine angeschweißte Grundplatte, oder sie werden in einem besonderen Fußstück, gewöhnlich mit einem Bajonettverschluß, befestigt.

Diese Fußstücke hat man im Laufe der Jahre auf Grund der Erfahrungen immer mehr verbessert und kräftiger gemacht. Da ein nur mit Holzschrauben angeschraubtes Fußstück zu leicht herausbrechen kann, wird es, um stärkste Beanspruchungen aushalten zu können, in der Mitte mit einem durchgehenden Gewindebolzen versehen, damit durch das Deck verbolzt und außerdem mit drei oder vier Holzschrauben angeschraubt. Sie sitzen dann auch so fest, daß man an den Fußstücken zwei Augen zur Befestigung von Schoten und Führungsblöcken (8) vorsehen kann. Der obere Relingsdraht läuft durch ein angeschweißtes Auge. Wird der untere Relingsdraht nicht ebenfalls durch ein angeschweißtes Auge geführt, sondern durch Löcher, die in die Stützen gebohrt sind, dann müssen die Löcher ausgepolstert werden, damit sich der Draht nicht an den scharfen Kanten durchscheuert. Am einfachsten erfolgt das Auspolstern durch ein passendes Stück Kupferrohr, dessen überstehende Enden festgeklopft werden. Als Relingsdrähte werden auf größeren Yachten fast ausschließlich Drähte mit weißem PYC-Mantel benutzt, die verschleißfest und lichtbeständig sind, keine Wartung brauchen und Segel und Tauwerk, die mit den Drähten in Berührung kommen, schonen. Befestigt werden die Drähte vorn und hinten am Bugund Heckkorb oder an Endbeschlägen an Deck. Für die Befestigung der Relingsdrähte gibt es besondere "Terminals" Endstücke, die Augspleiße oder Seilklemmen unnötig machen und in die Augen, Haken oder Spanner hineingedrückt werden können, so daß auch keine Schäkel zum Festmachen erforderlich sind. Diese Terminals werden auf die Drähte aufgewalzt, haben keinen größeren Durchmesser als die Drähte selbst, die daher beim Abtakeln herausgezogen werden können. Auf größeren Yachten wird mittschiffs gewöhnlich zwischen zwei engerstehenden Stützen eine "Relingspforte" vorgesehen, wo die Relingsdrähte mit Sliphaken festgemacht werden (9), so daß sie leicht zu öffnen und wieder zu schließen und dabei zu spannen sind. Praktisch ist es, die beiden Relingsdrähte auf dem Vorschiff noch durch ein grobmaschiges Netz zu ergänzen (11). Es verhindert, daß rasch geborgene Vorsegel, besonders der große und leichte Spinnaker, zwischen die Relingsdrähte und über Bord geweht wird oder sich an Stützen und Drähten verfängt.
Auf kleineren Seekreuzern würde ein Bug- und Heckkorb die Bewegungsfreiheit der Segel und der Besatzung auf dem engen Vor- und Achterdeck zu stark behindern. Die Relingsdrähte werden dann vorn und achtern von den letzten Stützen schräg zu einem Endbeschlag an Deck geführt. Bei Kleinst-Seekreuzern kommt man, wenn man die Relingsdrähte an den Wanten durch ein daran befestigtes Auge laufen läßt, mit einer Stütze an jeder Seite etwa neben der Plicht aus, die dann aber sehr gut befestigt werden muß.

1. Bugkorb mit drei Stützen auf einem größeren schwedischen Seekreuzer. Die beiden hinteren Stützen sind nur in eine aufgeschraubte Halterung eingesteckt und darin verschraubt.

2. Solide Heckkanzel auf einem Spitzgatt-Seekreuzer, die gleichzeitig zum Anbringen der Hecklaterne und des Großschotblocks dient.

3. Bugkanzel auf einem älteren Seekreuzer mit kurzem Bugspriet.

 

4. Die Seereling mit Bug- und Heckkorb auf einem größeren Seekreuzer und auf einem kleinen Seekreuzer ohne Kanzeln.

 

5. Einfache Form des Bugkorbes mit drei Stützen und Taschen für Seitenlaternen. Die hinteren Stützen sitzen in Fußstücken, die durch das Deck gebolzt sind.

 

6. Bugkorb auf einem älteren Seekreuzer. An der Mittelstütze Halterung für die zweifarbige Positionslaterne. Auf dem Vorschiff besteht die Seereling nicht nur aus zwei Strecktauen. Die diagonal gespannten Leinen sollen vor allem verhindern, daß die auf dem Vordeck liegenden, niedergeholten Vorsegel über Bord geweht werden.

 

7. Bugkorb auf einem älteren Seekreuzer mit zwei Stützen an jeder Seite und zwei Querverbindungen. Auf der unteren Querverbindung sind elektrische Positionslaternen angebracht.

 

8. Relingsstütze mit Fußstück, das mit Holzschrauben befestigt und in der Mitte durch das Deck durchgeschraubt oder durchgebolzt wird.

 

9. Seitlich abgestützte Relingsstütze an der Relingspforte. Der Relingsdraht ist mit weißem PVC urnrnantelt. Der Draht wird an der Relingspforte mit einem Sliphaken verschlossen.

 

10. Befestigung der mit PVC überzogenen zwei Relingsdrähte an der Heckkanzel eines größeren Seekreuzers. Oben mit einer Drahtseilklemme, unten mit einer Spannsmraube.

 

11. Bugkorb mit HaIterungen für den Spinnakerbaum auf dem ll-KR-Kreuzer "Rubin" Gegen das überbordgehen niedergeholter Vorsegel sichert ein Netz an der Seereling.

12. Heckkanzel auf einer Kielschwert-Yawl. Die Rohre sind mit Kunststoff überzogen. In der Mitte die elektrische Hecklampe.

 

13. Um das Von-Bord-Gehen am Heck zu erleichtern, ist diese Heckkanzel aufklappbar.