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1963: Fender

Fender gehören zu den Ausrüstungsteilen, die von keiner Klassenvorschrift zwingend vorgeschrieben werden, weil die Schöpfer der Ausrüstungsvorschriften mit Recht annehmen, daß jeder Eigner, der sein Boot lieb hat, so viele Fender an Bord nimmt, wie er unterbringen und vielleicht auch bezahlen kann. Der Mangel an Liegeplätzen in den Yachthäfen zwingt dazu, die Boote oft so dicht zusammenzulegen wie die Heringe in einer Konservendose, nur, daß die Boote mehr geschüttelt werden.
Die Fender werden zwar überall gebraucht, wo es drücken oder scheuern kann, als Unterlage für den an Deck gelegten Mast oder für das ganze, auf steinigem Strand liegende oder auf einem Lkw verfrachtete Boot, aber vor allem sollen sie die Bordwand vor Beschädigungen schützen. Das Problem ist gar nicht so einfach zu lösen und wohl einige Überlegungen wert. Der Fender muß federn und so weich sein, daß er die lackierte Bordwand nicht verkratzt, darf aber andererseits nicht so weich und schwach sein, daß er sich sofort zu einem Pfannkuchen zusammendrücken läßt. Er soll möglichst schmutzabweisend, zu reinigen und schwimmfähig sein. Außerdem muß er sich leicht überall anbringen lassen, die Tau-Enden, mit denen er befestigt wird, dürfen nicht leicht ausreißen. Auch die besten Fender unterliegen einem starken Verschleiß und verschwinden oft schon, bevor sie unbrauchbar geworden sind, weil sie immer wieder statt am eigenen Boot am Nachbarboot oder an den Brückenpfählen festgemacht werden und beim Ablegen zurückbleiben.
Der "klassische" Yachtfender ist ein walzenförmiges Gebilde aus Segeltuch (11), das mit Korkschrot oder neuerdings mit Schaumstoff gefüllt ist. Damit das daran befestigte Ende nicht ausreißen kann, muß es durch den ganzen Fender durchgehen und soll an beiden Seiten ein Ende haben, damit man den Fender auch quer aufhängen kann (9). Segeltuchfender werden rasch schmutzig. Besonders unangenehm ist es, wenn sie an geteerten Hafenpfählen Teerflecke bekommen, die den Stauraum und die Bordwand verschmutzen. Daher werden die Fender mit Überzügen versehen (2, 3), die man abnehmen und leicht reinigen kann. Über den Fender von 2 ist nur ein Umhang aus Segeltuch gestülpt, der von 3 hat einen richtigen Segeltuchbezug, der mit einem Bändsel festgemacht wird.
Zu den alten Fender-Formen gehören auch aus Manilataue geflochtene Fender, die nicht billiger als die gleichgroßen Segeltuchfender, aber dauerhafter sind. Sie sind aber für Yachten zu hart, hinterlassen Spuren an der Bordwand, lassen sich schwer reinigen und wenn sie naß geworden sind nur langsam trocknen. Sie kommen nur für ganz robust (wie Berufsfahrzeuge) gebaute und gehaltene Yachten in Frage. Einen in der Art der Manila-Fender geflochtenen Bugfender zeigt Bild 6 auf einem stählernen Seekreuzer. Die mit Kapok oder Schaumstoff gefüllten Yachtfender mit Segeltuchbezug 'gibt es auch in Kissenform (15). Sie haben eine große Schwimmfähigkeit und werden gewöhnlich, damit sie auch einem Überbordgefallenen zugeworfen werden können, rundum mit einer Halteleine versehen.
Durch die Verwendung von modernen Kunststoffen ist die Herstellung wesentlich haltbarerer Fender möglich geworden, die aber die alten weichen Segeltuchfender noch nicht haben verdrängen können. Nicht bewährt haben sich Rohre aus elastischerem Glasharz als Fender (1), deren Oberfläche körnig ist. Dagegen werden Fender aus PVC und anderen seewasser-, öl- und benzinfesten Kunststoffen mit glatter Oberfläche (7) sehr viel verwendet. Zum Teil sind diese Fender luftgefüllt und besitzen ein Ventil zum Aufblasen mit der Luftpumpe. Aus Kunststoff bestehen auch die luftgefüllten größeren Bootsrollen, auf denen man eine Jolle ins Wasser rollen kann, die unterwegs als Auftriebskörper und im Hafen als Fender dienen können. Mancher Segler stellt sich seine Fender selbst her. Wenn er mit der Segelnadel gut umgehen kann, ist die Anfertigung eines Yachtfenders aus Segeltuch mit Schaumstoff- oder Korkfüllung nicht besonders schwierig. Der Fender auf Bild 13 wurde aus einem gebrauchten Autoschlauch angefertigt. Das heile Stück des Schlauches mit Ventil wurde herausgeschnitten, an den Enden zugeschweißt, in eine Segeltuchtasche mit Bändseln zum Festmachen gesteckt und aufgepumpt.
Auf Berufsfahrzeugen werden seit langem die Decken von Autoreifen als Fender benutzt, weil sie einen ausgezeichneten Schutz gegen Beschädigungen der Bordwand bieten. Entsprechend werden auf Yachten vielfach die gebrauchten Decken der kleineren Motorroller-Räder als wirksame und praktische Fender verwendet. Schwarzes Gummi hinterläßt Spuren (weshalb man an Bord von Sportbooten auch keine schwarzen, sondern weiße Gummistiefel benutzen soll). Die schwarzen Raddecken werden deshalb entweder weiß gestrichen (8) oder was wesentlich eleganter aussieht in Segeltuch eingenäht (14).
Eine besondere Form der Fender sind die fest angebrachten Bugfender (4, 5, 6), die die Nase des Bootes bei allzu stürmischen Anlegemanövern schützen soll. Bild 4 zeigt einen "Baggywrinkle" der aus altem Tauwerk angefertigt wird. Langfahrtsegler bringen diese "Baggywrinkles" an den Wanten an, um die damit in Berührung kommenden Segel zu schützen. Bild 5 zeigt einen Bugschutz aus Segeltuch. Da sich Boote immer etwas an ihrem Liegeplatz bewegen, ist es oft schwierig, die Bordwand durch Fender vor den einzelnen Pfählen einer Brücke oder eines Bollwerks zu schützen. Man hängt dann über die Fender eine Latte (10). Für Kanalfahrten, auf denen viele Schleusen passiert werden müssen, etwa für eine Fahrt durch den schwedischen Göta-Kanal oder durch die französischen Kanäle zum Mittelmeer ist ein Fender in Form eipes langen Brettes (9) unentbehrlich. Die an der Bordwand anliegende Seite des Brettes wird mit Schaumstoff oder Kapok gepolstert. So ein Brett ist auch in stark belegten Yachthäfen der beste Schutz. Beiboote werden, damit sie die Yacht beim Anlegen nicht verkratzen, mit einer rund um das Boot geführten "Wieling" versehen, einem Wulst aus Tauwerk oder aus mit Korkschrot gefülltem Segeltuch. Bild 12 zeigt eine Gummi- Wieling. In dem Leinenstreifen, der festgenagelt wird, sitzt ein gut federnder Gummikern.