11 yachten Segelyacht klassich 1

"Aida" - 6 mR

Text: Horns, Storsberg, Fotos: Katrin Storsberg (3), Archiv (1)

„Die 6er waren eine Wegwerfklasse", sagt Björn Storsberg. „Nach zwei Regatta-Jahren wanderten sie in den Kamin." Überlebt haben nur die, die nach ihrer Renn-Karriere einen Aufbau bekamen und zum Fahrtenschiff wurden. Storsbergs „Aida" mit dem Baujahr 1936 ist eines davon - und immer noch im Feld der 6mR-Yachten bei Klassiker-Regatten aktiv dabei.

Die Geschichte seines 11,40 Meter langen, aber nur 1,87 Meter breiten Bootes hat Björn Storsberg inzwischen genau rekonstruiert. 1936 suchten die Argentinier für die Olympischen Regatten vor Kiel eine 6mR-Yacht und gaben schließlich kurzfristig einen Neubau bei dem erfolgreichen norwegischen Konstrukteur. und Werftbesitzer Bjarne Aas in Auftrag. Dieser baute ein Schwesterschiff des norwegischen Olympiabootes „Lully II“. Beide Schiffe galten als sehr schnelle Starkwindboote. Das argentinische Team taufte die Yacht „Wiking“ (Segelnummer A 11) und erzielte mit dem knapp fertig gestellten und noch nicht gut eingetrimmten Boot den 5. Platz (Steuermann Julio Christian Sieburger). Das norwegische Schwesterschiff gewinnt nach Disqualifikation der Schweizer Mannschaft die Silbermedaille. An der Olympiade waren von 12 teilnehmenden Sechsern 4 von Bjarne Aas konstruiert.

Rani II

Nach den Olympischen Spielen erwarb der Norweger Habor Mustad die „Wiking“, taufte sie auf den Namen „Rani II“ (Segelnummer N 62). Er segelte erfolgreich Regatten auf dem Oslo Fjord und nahm u.a. an der Kieler Woche teil. (Seine alte 6mR Yacht „Rani“ hatte Mustad nach Finnland verkauft. Diese ist heute als „Elisabeth IX“ in Kiel beheimatet.)
1945 erwirbt Knut Berg aus Oslo „Rani II“ und tauft sie in „Aida“

Da ein großer Teil der dänischen Sechser-Flotte durch einen Brand im Kopenhagener Winterlager während des 2. Weltkriegs zerstört wurde, kauften der Ingenieur T. M. La Cour und der Kunstmaler C. F. Hoyrup die erfolgreichsten Sechser vom Oslofjord: Hoyrup die „Rani II / Aida“ und La Cour die „Norna IV“, eine Anker-Konstruktion (heute „Lady Day").

„Rani II / Aida“ wird in „Morena“ umgetauft, Segelnummer D 59. Durch Ausscheidungsregatten für die Segelolympiade 1948 in Torquay (England) wurde das dänische Team bestimmt. Bei ungewöhnlichem Bootstausch und Crewwechsel stellte sich die Mannschaft um La Cour und die 6mR „Morena“ als schnellste Kombination heraus.

T. M. La Cour und „Morena“ erzielten in England als dänische Vertretung einen 11. Platz gegen eine Flotte von deutlich moderneren Konstruktionen. „Morena“ ist damit aber auch der einzige Sechser, der zwei Olympiateilnahmen vorweisen kann.

Der weitere Lebensweg des Sechsers:
1950: „Morena“ verkauft an Dir. Waldemar Hansen, Hellerup, neuer Name „Gemma III“
1953: „Gemma III“ verkauft an Sören Vang, neuer Name „Munkhan“
1957: 1.Platz in den Regatten vor Dragör, Name „Calypso“(6mR D 59), Eigner Folmer Hansen
1957-1977: Keine Unterlagen vorhanden
1977: Der Kopenhagener Bootsbauer William Jensen kauft die Yacht „Rebel“, 6mR D 59, und restauriert das Boot.
1980: William Jensen verkauft das Boot an Viggo Hind
1997: Jörgen Jensen, Sohn von William Jensen, kauft die Yacht von Majken Nevermann zurück.
1999: Teilnahme an der 6mR-Weltmeisterschaft in Hankö/ Finnland ( 19. Platz von 31 Teilnehmern)

2000: Katrin u. Björn Storsberg kaufen den Sechser in Kopenhagen, Liegeplatz nun Sieseby/ Schlei. Mittlerweile segelt er wieder unter dem Namen, den er 1945 schon einmal trug, nämlich „Aida“ und erlebt erfolgreiche Teilnahmen an R&B Classics, Veteranenregatta, Henry-Rasmussen-Race und vielen Wettfahrten in der Region.

 

Seit 2000 investieren die neuen Eigner viel Zeit in Rekonstruktion und Restauration der Yacht, um sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig unter den klassischen 6mR-Yachten zu halten. In Norddeutschland segeln heute noch ein gutes Dutzend Sechser, darunter die genannten „Lady Day“ und „Elisabeth IX“, und beweisen eindrucksvoll eine Besonderheit der schlanken Rennmaschinen: Ihre Segel können nicht gerefft werden. „Entweder man geht raus, oder man bleibt im Hafen", sagt Storsberg. Dazwischen gibt es nichts.

Die Daten :
6mR “AIDA” D 59, Konstrukteur Bjarne Aas (1896- 1969), Werft Bjarne Aas in Fredrikstad / N., Baujahr 1936, Material Oregon Pine/ Mahagoni,
Länge über Alles 11,40 m, Länge Wasserlinie 8,35 m, Breite 1,87 m, Tiefgang 1,80 m, Displacement 4,2 t , Segelfläche 50,00 qm, Crew: 4
Eigner: Dr. Björn Storsberg, Flensburg
Club: Arnisser Segelclub, Kappeln