Olympisches Segeln
Olympische Bootsklassen
Zu den Olympischen Spielen treten derzeit folgende Bootsklassen an:
- 470er (Frauen)
- 470er (Männer)
- 49er (Mixed)
- Europe (Frauen)
- Finn (Männer)
- Laser (Mixed)
- Soling (Mixed)
- Star (Mixed)
- Mistral-board (Frauen)
- Mistral-board (Männer)
- Tornado
Es hat lange gedauert, bis Mehrrumpfboote wie die Tornados — es gibt auch Trimarane mit drei Rümpfen — „gesellschaftsfähig" wurden, dass sie olympischen Status erwarben. Dabei ist der Katamaran gar nicht so jung. Hergeleitet von den Doppelrumpfbooten der Südsee und Indonesiens, entstanden in den USA um 1875 erste Versuchsbauten, auch Herreshoff hat einen interessanten Katamaran mit elastisch verbundenen Rümpfen entworfen und gebaut.
Gleiches gilt natürlich für die Einführung der Surfbretter ins olympische Wettfahrtprogramm; doch dazu später.
In den olympischen Klassen hat zumal in den letztvergangenen Jahren ein kräftiges „Revirement" stattgefunden, doch ist der Wechsel bei den olympischen Klassen schon lange beständig.
Als 1900 vor Le Havre erstmals olympisch gesegelt wurde, waren es ausschließlich Boote, die nach Tonnen klassifiziert wurden. Eine deutsche Yacht, die Aschenbrödel, M. Wiesner, errang eine Goldmedaille in der 1-2 Tonnen-Klasse und der gleiche Wiesner in der Offenen Klasse noch eine Silbermedaille. - 1908 in St. Louis und 1912 in Stockholm segelten nur Meterboote. Damals durfte jede Nation in jeder Klasse 2 Boote melden, später wurde die Teilnahme auf eines je Land beschränkt. In Antwerpen, 1920, waren erstmals Jollen dabei. Diese Spiele sind bemerkenswert, weil nicht weniger als 13 Klassen mit allerdings bloß 24 teilnehmenden Booten segelten, so dass in manchen Klassen die Alleingänger leichtes Spiel hatten. So ging es nicht weiter, die Zulassung musste begrenzt werden. Das Problem der Auswahl war geboren.
Starboot Wannsee, Olymp. Spiele, Kiel 1936 (Foto: Bischoff)
1924 in Paris passierte etwas sehr Peinliches: Die Medaillen wurden gestohlen, und die Sieger bekamen dafür prächtige Porzellanvasen. - 1928 in Amsterdam waren es 3 Klassen: „Achter", „Sechser" und Einmannjollen. In Los Angeles, 1932, kam als vierte Klasse das Starboot hinzu, blieb bis 1972 olympisch und wird es 1980 wieder. Die Stare waren 1911 als kleines, billiges und robustes Boot für etwas wilde Leute in den USA entstanden und hatten sich bald zu einer zahlreichen und weitverbreiteten Klasse mit straffer internationaler Organisation entwickelt. Der Knickspantrumpf des Stars mit Wulstkiel, Länge 7 m, seit 1967 auch in GFK zugelassen, ist seitdem nicht nennenswert geändert worden, nur die Besegelung wurde vom ursprünglichen Gaffelrigg zur Hochtakelung (rd. 29 m2). Das Großsegel ist im Verhältnis zum Vorsegel groß, und es gibt nur ein Vorsegel, keinen Spinnaker.
1936 holte sich der Berliner P. Bischoff in Kiel in der Wannsee des VSaW mit seinem Vorschoter J. Weise die Goldmedaille, obwohl die Klasse erst 1934 bei uns eingeführt worden war. Den Erfolg verdankten sie vor allem ihrer systematischen Trimmarbeit, mit der sie die für die jeweiligen Verhältnisse optimale Mastbiegung und damit Wölbung der Segel ermittelten, etwas damals ganz Neues. Es gelang ihnen auch, das Gewicht des Mastes und seiner Beschläge entscheidend zu verringern, ohne dass er bei den zeitweise sehr stürmischen Regatten brach oder versagte. 1972, Kiel, holte sich W. Kuhweide im Star die Bronzemedaille.
Eigens für die Olympischen Spiele 1936 war die Einmannjolle Olympiajolle geschaffen worden, in der der Deutsche W. Krogmann die Silbermedaille ersegelte. Das Boot, damals aus Vollholz gebaut, 5 m lang, 10 m2 im Cat-segel, war nur einmal olympische Klasse, es ist aber heut' noch in Berlin, West- und Norddeutschland verbreitet und wird, in modernerer Bauweise, sehr aktiv gesegelt.
Drachen (Foto: Greiser)
1972 hat der Drache als letztes der klassischen Kielboote die olympische Arena verlassen - wenn man vom neuerdings vorübergehend wiedereingeführten Starboot mal absieht. Der Drache, ein norwegischer Entwurf von 1929, hat ganz die dem Meterboot eigenen eleganten und scharfen Linien und den relativ langen Kiel mit angehängtem Ruder. Im Drachen waren die deutschen Segler ziemlich erfolgreich. 1952, bei den ersten von uns nach dem Kriege wieder beschickten Olympischen Spielen in Helsinki, gab es eine Bronzemedaille, 1964, Enoshima, ging die Silbermedaille und 1968 in Acapulco die Bronzemedaille an die DDR, 1972 in Kiel holte sich die DDR wiederum Silber.
Die Entwicklung des olympischen Segelns lässt sich kurz dahin kennzeichnen, dass sie einmal von größeren und aufwendigen Kielbooten zu kleineren Booten unter vermehrter Berücksichtigung der Jollen geführt hat, wobei man bestrebt ist, jeweils modernes und hochleistungstüchtiges Material auszuwählen. - Weiter, dass das Interesse der Segler viel größer geworden ist und damit die Teilnehmerzahlen wuchsen, so dass strenge Ausleseverfahren angewendet werden müssen; und schließlich, dass die Anforderungen an Wettkämpfer und Material erheblich gestiegen sind - und infolge der technischen Entwicklung auch steigen konnten -, geblieben sind der Kampfgeist und der hohe persönliche Einsatz.
Ein Vergleich zwischen den olympischen Bahnen vor Kiel von 1936 und 1972 macht eine allgemeine Tendenz deutlich: Die Bahnen wandern immer weiter auf die offene See hinaus, der Chancengleichheit halber, denn in Nähe des Landes ist der Wind weniger gleichmäßig als auf dem offenen Wasser; der Einheimische hätte somit einen nicht zu unterschätzenden „Hausvorteil". So segelten 1972 die Kleinsten, die Finn-dingis, auf der Außenbahn der Großen von 1936 und die übrigen Klassen erheblich weiter draußen. Schade für die Zuschauer! Ein Prozess allerdings, dem in jüngster Zeit wieder energisch entgegengewirkt wird.