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Kulturelles

Die Yachtdesigner Rhodes, Fife & Herreshoff

Vorgestellt von Volker Christmann



Unter den älteren ausländischen Yachtkonstrukteuren sind Philip Leonard Rhodes (1895 – 1974) und die Familien Fife und Herreshoff besonders hervor zu heben.

Phil Rhodes wurde 1895 in Raccoon, Ohio (USA) in einer Schreinerfamilie geboren. Er studierte Design und schrieb bereits während des Studiums Artikel für Motor Boating, eine der besten Fachzeitschriften der damaligen Zeit. Am MIT arbeitete er zusammen mit George Owens und C. H. Peabody, 1918 war er fertig ausgebildeter Schiffsarchitekt und Schiffbauingenieur.
Rhodes wurde bekannt durch seine Experimentierfreudigkeit mit neuen Materialien und Fertigungstechniken, er nahm über Jahrzehnte Einfluss auf die einzelnen Vermessungsformeln. Von den rund 390 Entwürfen gelten als besonders gelungen Carina II, Escapade und die America’s Cup Yacht Weatherly von 1962. Bemerkenswert sind auch seine Motorboot-Konstruktionen und der Wechsel Anfang der 60er Jahre von Holz zu Fiberglass.
Sein zeichnerischer Nachlass ist über mehrere amerikanische Sammlungen verteilt. Über Phil Rhodes schrieb Richard Henderson 1981 das 415 Seiten dicke Buch Philip L. Rhodes and his yacht design.

Bei Fife und Herreshoff kann man nicht jeweils von einer Person sprechen, es waren je ganze Familiengenerationen, die sich dem Yachtbau zu gewandt hatten.
Bei Fife war es einfach, alle hießen William Fife und -je später sie geboren wurden- durch eine angefügte Zahl unterschieden, also William Fife II und William Fife III.
William Fife (1785 – 1865) gründete Anfang 1800 in Fairlie am Clyde Fluß in Schottland die Werft. Eines seiner bedeutendsten Schiffe war die 50 ton schwere Lamlash, die 1812 vom Stapel lief und die größte Yacht am Clyde war. Eine seiner berühmtesten Yachten wurde die 30 ton schwere Gleam, die er 1832 zu Wasser ließ.

Der finanzielle Erfolg des ersten Fife hielt sich in Grenzen und so übergab er 1839 die Werft seinem damals erst 18 Jahre alten Sohn William Fife II (1821 – 1902). Mit dem 40 ton Fahrtenschooner Stella gelang ihm ein Durchbruch und die Möglichkeit, sich auf den Yachtbau zu konzentrieren. Weitere bedeutende Yachten seiner Schaffenszeit waren der 104 Fuß Rennkutter
Cythera und die 1865 gebaute 75 Fuß Yacht Fiona als auch die 59 Fuß Bloodhound.

Etwa 1889 übernahm der erfolgreichste und bedeutenste Fife die Geschicke der Werft.
William Fife III (1857 – 1944) wird manchmal auch als William Fife Jr. bezeichnet.
Während seiner rund 60-jährigen Tätigkeit entstanden über 800 Yachten. Er war gut bekannt mit Nathanael Herreshoff und beide mussten sich des öfteren auf den bedeutenden Regattabahnen messen. So segelten die Shamrock I und II des Teebarons Lipton im America’s Cup 1899 und 1903 gegen die Herreshoff Yachten Columbia und Reliance und es gewannen, wie bekannt, beide Male die Herreshoff-Konstruktionen. Wenn wir in den Fotobänden Bekens blättern, so fallen immer wieder Fife Schiffe besonders auf. Ich denke hier an das Foto der Susanne unter voller Garderobe oder die Regattaszene auf dem Solent mit der 15 mR Yacht Hispania des spanischen Königs Alphonse XIII. Oder die White Heather, die Pen Duick I oder die vielen 12mR Yachten, die wir noch heute bewundern dürfen wie
Vanity V oder Zinita.
Über die Fifes gibt es relativ wenig Literatur. Franco Pace schrieb 1998 das natürlich reich bebilderte Buch William Fife, Die Kunst des Yachtbaus. Dr. May Fife McCallum, ein Nachkomme der Familie, schrieb 1998 „Fast and Bonnie“, A History of William Fife and Son Yachtbuilders. Von der 1944 verkauften und Mitte der 60-iger Jahre endgültig geschlossenen Werft gibt es nicht mehr allzu viel. Mit großem Eifer bemüht sich Frau McCallum, den Nachlass und die Geschichte der Fifes zu sammeln, zu ordnen und zu erhalten.

Die Herreshoffs sind etwas schwieriger zu unterscheiden. Die Familie entstammt deutscher Einwanderer und ist weit verzweigt. In unserem Fall sind vier Herren wichtig.
Nathanael Greene Herreshoff (1848 – 1938) auch der „Zauberer von Bristol“ genannt und eindeutig der Wichtigste.
Dessen Bruder John Brown Herreshoff (1841 – 1915), der ab seinem 15ten Lebensjahr blind war und 1878 mit seinem Bruder Nat. in Bristol die Herreshoff Manufacturing Company gründete. Und last not least die beiden Söhne von Nathanael G. Herreshoff Lewis Francis Herreshoff (1890 – 1972), und Algernon Sydney DeWolf Herreshoff (1886 – 1977).

N. G. Herreshoff gilt bis heute als der bedeutendste Yachtkonstrukteur. Er studierte am MIT Schiffsbauingenieurwissenschaft, allerdings ohne Abschluss, baute Anfangs Dampfmaschinen und Dampfyachten und nach einem Unglück bei einem Geschwindigkeitstest einer Dampfyacht, wechselte er zu den Segelbooten. Er war sehr experimentierfreudig mit neuen Materialien und seine Erfindungen würden Seiten beanspruchen. Es sei hier erwähnt, er verbesserte die Kielbombe, die Kielfinne, den Faltpropeller und erfand den modernen Katamaran. Bei vielen Neuerungen von heute langt ein Blick zurück, bei Herreshoff alles schon da gewesen. Die Herreshoffs bauten ca. 1700 Boote und zeichneten zwischen 400 und 500 verschiedene Entwürfe. N.G. Herreshoff war von 1893 bis 1934 der führende Konstrukteur siegreicher America’s Cup Yachten ( von Vigilant bis Rainbow), die berühmtesten Schooner (Mariette, Westward, etc.) entstanden auf seinem Reißbrett. Nach dem Tod seines Bruders John (1915) wurde die Werft an ein Konsortium führender Yachtleute verkauft, die wiederum den Betrieb in den 20er Jahren durch Auktion liquidierten, und aus dieser Auktion kaufte die Familie Haffenreffer den Löwenanteil, führte den Betrieb unter dem alten Namen weiter und schloss ihn dann endgültig 1945.
John Brown Herreshoff war einerseits für die Geschäftsführung zuständig, aber auch selbst tätig und tat sich bisweilen als Berater für Nat. hervor. Nat. baute von seinen Entwürfen kleine Modelle und die fingerte John mit seinen Händen ab und beurteilte sie anfänglich aus seiner Sicht.

A.S. DeWolf Herreshoff ist in Europa weniger bekannt geworden, er war aber nach 1916 der Chefkonstrukteur der H.M.Company und ist für mindestens 150 gebaute Boote der Firma verantwortlich. Hingegen kennen wir viele Konstruktionen seines Bruders L. Francis Herreshoff. Die bekannteste ist Ticonderoga, über die es ein eigenes Buch von Jack A. Somer gibt. Und L. Francis ist derjenige, der die meisten Bücher über die Familie geschrieben hat. Bevor ich zu dieser Liste komme, sei noch ein wirkliches Sammlerstück unter den Herreshoff Büchern erwähnt. Jeannette Brown Herreshoff, Tochter von James, schrieb 1949 die Schmähschrift „The Early Founding and Development of the Herreshoff Manufacturing Company“, darin möchte sie beweisen, dass Nat. ein schlechter Konstrukteur war und und schrieb daher das Pamphlet zu Ehren ihres Vaters James (ein genialer Erfinder und der älteste Bruder von Nat. G. und J. Brown Herreshoff).
Das Vermächtnis der Herreshoffs wird an verschiedenen Orten aufbewahrt. Ein Großteil der Zeichnungen liegt im Massachusetts Institute of Technology Museum, dazu gibt es einen Katalog in Buchform, eine weitere Sammlung besitzt das Mystic Seaport Museum und ein bedeutender Teil, darunter vor allem fast alle von Herreshoffs je gebaute Halbmodelle, wird von Halsey C. Herreshoff (1933-), Sohn von A.S. DeWolf Herreshoff im Herreshoff Marine Museum, Bristol Rhode Island verwahrt. Das Herreshoff Museum in Bristol wirbt mit 50 historische Boote, 500 Halbmodelle und 5000 Bücher bzw. Periodika.
Letzteres können wir in einem deutschem Yachtsportmuseum problemlos deckeln, die 50 Boote sind auch zu packen, doch wo stehen die 500 Halbmodelle?

Von und über die Herreshoffs sind die nachfolgenden Bücher erschienen:
Bray & Pinheiro; Herreshoff of Bristol-
Burnett; Let the Best Boat Win.
Carter; The Boatbuilders of Bristol.
Hasselbach; Guide to the Haffenreffer-Herreshoff-Collection.
Herreshoff Manufacturing Company; Yachts by Herreshoff.
Herreshoff; Capt. Nat Herreshoff – The Wizard of Bristol.
Herreshoff, L.F.; An Introduction of Yachting.
Herreshoff, L.F.; Sensible Cruising Designs.
Herreshoff; The Compleat Cruiser.
Herreshoff, L.F.; The Common Sense of Yacht Design. (2 Bände).
Jones; Herreshoff Sailboats.
Herreshoff, N.G. & W.P. Stephens; Their Last Letters.
Lauer-Leonardi & Heresshoff, L.F.; Yachts, Designs and much Miscellaneous Information.
Pace/ Pohl; Herreshoff. Der Zauberer aus Bristol und seine Yachten.
Pinheiro; Recollections and Other
Writings by Nathanael G. Herreshoff.
Simpson; Herreshoff Yachts. (enthält viele Fehler).
The Rudder (Hrsg.); The Writings of L. Francis Herreshoff.

Aus der Fülle der oben genannten Literatur sind in meinen Augen die fett gedruckten die wichtigsten Bücher.