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Seefahrt auf dem Trockenen

Im Seefahrtmuseum M/S Museet for Søfart in Helsingør erwartet den Besucher ein interessantes Erlebnis mit preisgekrönter Architektur, interaktiven und stimmungsvollen Ausstellungen und einem faszinierenden Einblick in Dänemarks Rolle als eine führende Seefahrernation.

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Der Wettbewerb für den neuen Standort des Seefahrtmuseums war 2013 eine Herausforderung: Gründungsdirektorin Camilla Mordhorst wollte etwas "Spektakuläres", die UNESCO hingegen nichts, das höher ist als ein Meter und den Blick auf das benachbarte UNESCO Weltkulturerbe verschatten könnte - auf die Kronborg, Schauplatz von Shakespeare’s Hamlet, Dänemarks geschichtlich bedeutendstes Schloss. Das Museum sollte daher nahezu unsichtbar sein.

Das Büro von Architekt Bjarke Ingels schaffte den Spagat: Das Museum befindet sich unterirdisch in einem alten benachbarten Trockendock. Da es nur knapp über den Boden hinausragt, bleibt der Blick auf Schloss Kronborg frei. Der Parcours über Rampen und Treppen inszeniert die Aussicht auf das Weltkulturerbe Kronborg.

Es galt, die Potenziale des Trockendocks voll auszuschöpfen: Die Architektur des Maritime Museum of Denmark sollte den Besuchern das Gefühl vermitteln, sich an Bord eines Schiffs zu begeben und eine Seefahrt zu starten. Für diese Illusion sorgen bereits die massiven Betonwände des 150m langen und 25m breiten Docks, die sichtbar gelassen wurden. Ebenso der 2.5m dicke Boden, der für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann, zu dem zwei markante Treppen hinabführen. Camilla Mordhorst: "Die Eingangsrampe über dem Abgrund lässt an eine Schiffsbrücke denken, und der innere Museumsparcours suggeriert eine Fahrt auf hoher See: Stetig und langsam steigt der Rundgang ab, um dann unerwartet die Richtung zu ändern, sich zu verengen und zu weiten, in schräg über dem begehbaren Trockendockboden verlaufende Brücken zu münden, um daraufhin in einer schwindelerregenden Treppe zu enden, die am oberen Ende der Parcours-Spirale das grandiose Panorama von Schloss Kronborg vor Augen führt." 

Für Camilla Mordhorst hat sich damit der Traum vom «spektakulären» Museum erfüllt: "Das Gebäude selbst erzählt eine Geschichte. Hier dreht sich alles um die Geschichte vom Meer, die Geschichte von seafever, ein Gefühl zwischen Traum und Wahn. Der sich ständig ändernde Museumsparcours verleiht keine Sicherheiten, ständig fragt man sich: Befinde ich mich auf festem Boden oder auf dem Schiff?" 

Die Raumexperimente von Bjarke Ingels passen bestens mit den fantasievollen Inszenierungen der Amsterdamer Ausstellungsarchitekten Kossmann. dejong zusammen, die für die ungewöhnlichen Räume passende visuelle und akustische Eindrücke lieferten, die die geeigneten Inventarien und Bilder fanden. 

Mühelos spielen sie auf der Klaviatur der Überraschungseffekte: Eben noch wiegen einen gestapelte Rumfässer in Piraten- und Seefahrerträume, da grinst plötzlich Jack Nicholson aus einer Kajütenluke mit Matrosenmütze, Tattoos, Zigarre und entblößtem Oberkörper. Über die Wellen der weiten Meere gelangten auch Briefe, die Seemannsbräute den Geliebten in die Ferne schickten. Mit ihren Stimmen im Ohr und Seeschlachtenvideos vor Augen geht der Besucher selbst auf Reisen. "Seafever - Segeln auf den Wellen der Sehnsucht", kommentiert Camilla Mordhorst. Das fügt sich zur Ausstellungsdevise, die an den Wänden ablesbar ist: "Use your senses, eyes and hands." 

Das Museum ist dank Bjarke Ingels und Kossmann.dejong kein angestaubtes Schifffahrtsmuseum, keine nostalgische Ansammlung für Seefahrerrelikte, vielmehr lernt der Museumsbesucher auf etwa nur die Lustsegelei, dafür ist das Svendborger Museum da) ganz nahe - egal, ob Erwachsener, Kind, Schiffskapitän oder unverbesserliche Landratte. Mit Hilfe von interaktiven Installationen, Filmprojektionen und Spielen werden Besucher aller Altersgruppen in die Geschichte einbezogen. Im Museum kann man die maritime Welt sehen, hören und aktiv erleben. 

Die persönliche Geschichten über z.B. den Seemann, den Kapitän, den Handelsreisenden, die Seemannsfrau und den Schiffbrüchigen werden mit den Sammlungen des Museums aus den letzten vier Jahrhunderten verknüpft. Dadurch wird die dänische Schifffahrt in eine globale Perspektive in Vergangenheit und Gegenwart gesetzt auf eine Art und Weise, die sowohl Landratten als auch alten Seebären unabhängig vom Alter ein Erlebnis bietet.


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