Zwei Hundertjährige kehren nach Lübeck zurück
In diesem Artikel geht es einmal nicht um Hundertjährige Yachten, sondern umgenau so alte Regattapreise. Zwei solcher Preise sind nun nach Lübeck zurück gekehrt. Über ihre Geschichte wird hier berichtet.

Gleich zwei historische Regattapreise haben in 2025 ihren Weg zurück nach Lübeck zum Segler-Club Hansa von 1898 gefunden, wo sie 1925, also vor 100 Jahren, ersegelt wurden.
Bei dem einen Preis handelt es sich um einen Prozellanteller, der anlässlich des 27-jährigen Stiftungsfestes im August 1925 ausgesegelt wurde. Der Teller wurde als 1. Preis in der sogenannten Ausgleicher-Klasse II vergeben. Im Jahr 1925 waren die Verbandsjollenklassen noch recht jung. Im Segler-Club Hansa wurden zu der Zeit noch etliche ältere klassenlose Boot gesegelt, wie z.B. umgebaute Rettungsboote, die dann in drei Ausgleicher Klassen einsortiert wurden. Daneben setzen die Mitglieder im SC Hansa vor allem auf Rennjollen aus den Klassen J (22 qm), Z (20 qm) und M (15 qm). Gewonnen hat den Teller Ludwig Hudoffsky. Welches Boot er 1925 genau gesegelt hat, konnte noch nicht ermittelt werden. Nachgewiesen ist jedoch ab 1928, dass L. Hudoffsky dann eine 15er Rennjolle, die M-123 "Jupiter" besass, die auch auf etlichen alten Fotos zu sehen ist. Der Preisteller ist ca. 28 cm groß, aus weißem Porzellan mit Goldrand. Gestiftet wurde dieser Teller von Fred Sander, dem Enkel von Ludwig Hudoffsky. Fred Sander war dazu extra aus Kanada angereist, denn seine Eltern wanderten Ende der 1950er Jahre von Deutschland nach Kanada aus. Dieser Preisteller hat also zwei mal den Atlantik unbeschadet überquert.
Der zweite Preis, eine etwas kleinere niedrige Porzellanschale, stammt ebenfalls im Jahr 1925. Er wurde anlässlich des Absegelns am 11. Oktober 1925 als 1. Preis in der 15 qm Klasse (M) vergeben. Das Absegeln fand auf der Wakenitz mitten in Lübeck vor dem Bootshaus statt. Die Preisschale stammt aus dem Nachlass von Hermann Bohm und wurde von der Enkelin an den SC-Hansa übergeben. Für Hermann Bohm ist für 1925 allerdings kein Boot nachweisbar. Dafür gehörte Friedrich Bohm die 15er Rennjolle M-90 "Ilia", die auch 1925 diesen Preisteller gewann. Es kann also spekuliert werden, dass Friedrich und Hermann gemeinsam die M-90 gesegelt haben. Noch 1928 sind beide als Mitglieder im SC-Hansa nachweisbar, nicht jedoch mehr im Jahr 1933. Die "Ilia" wird schon 1932 mit dem Eigner Wilhelm Dettmer geführt, ist also offensichtlich in der Zwischenzeit verkauft worden.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es sich bei dem SC-Hansa um einen Arbeiter-Segler-Verein handelt. Die Mitglieder waren überwiegend Arbeiter und Handwerker und hatten nur geringe Mittel, um sich den Segelsport finanzieren zu können. So entstanden die meisten Boote im Eigenbau im Bootshaus. Umso erstaunlicher ist es, dass sie sich offensichtlich die Regattapreise etwas kosten ließen. Im Besitz des SC-Hansa befinden sich noch etliche weitere historische Preise, deren Geschichte demnächst aufgearbeitet werden wird.
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